Home Blog News Was bewegt die Kunstwelt #16 (14.10.-27.10.14)

Was bewegt die Kunstwelt #16 (14.10.-27.10.14)

Artreview: Power 100 - 2014
Screenshot: artreview.com

Die documenta 14 in Athen; der Verkauf von Warhol-Werken zur Haushaltskonsolidierung; ein Ausstellungsthema, das sich allein auf das Geschlecht konzentriert – sind Sie dafür oder dagegen? Unter dem Leitthema „Pro und Contra“ zeigen wir die Vielschichtigkeit aktueller Kulturthemen.

Außerdem erfahren Sie, welche Künstler den deutschen Pavillon der Biennale von Venedig gestalten; warum Hanno Rauterberg im neu eröffneten Museum von Frank Gehry eine verpasste Chance sieht und wer die einflussreichsten Personen im internationalen Kunstbetrieb sind.

Pro und Contra

documenta 14 in Athen

Die Entscheidung von Adam Szymzcyk, die documenta 14 teilweise nach Athen zu verlegen, sorgt für ein geteiltes Meinungsbild in der Öffentlichkeit. Auch die Redaktion des art-Magazins ist gespalten: Nachdem sich Steffen Zillig gegen den Teilumzug ausgesprochen hat, widerspricht ihm nun Ralf Schlüter mit einem Plädoyer für mehr Risiko.

Verkauf von Warhol-Werken

„Beispielloser Sündenfall“ oder „Gesunder Pragmatismus“
Für große Empörung und scharfe Proteste sorgte der Plan der NRW-Bank, zwei millionenschwere Warhol-Werke in New York versteigern zu lassen. Der Erlös soll zur Sanierung der Casino-Gesellschaft Westspiel dienen. Die Werke „Triple Elvis“ und „Four Marlons“ sollen am 12. November von Christie’s in New York versteigern werden. Westspiel erhofft sich einen Erlös von rund 100 Millionen Euro. Rose-Maria Gropp kritisiert in der FAZ, dass Kunstwerke im Eigentum des Landes zum Zweck der Haushaltskonsolidierung missbraucht werden, wodurch ein gefährlicher Kulturwandel vollzogen werde. Cornelius Tittel hingegen spricht sich in der WELT für den Verkauf der Werke aus. Der Zeitpunkt sei gut gewählt, da die Preise für Warhol gerade in ungeahnte Höhen manipuliert wurden.

MMK 2 in Frankfurt eröffnet

Auftakt „vergurkt“ oder „pointiert und schillernd“
Das Museum für Moderne Kunst eröffnet eine neue Dependance im TaunusTurm inmitten des Frankfurter Bankenviertels. Mit dieser Erweiterung erhält das Museum rund 2.000 zusätzliche Quadratmeter für die Präsentation seiner umfangreichen Sammlung internationaler Gegenwartskunst. Die erste Ausstellung im neuen MMK 2 „Boom She Boom“ ist den Künstlerinnen der MMK Sammlung gewidmet. Die Frankfurter Rundschau lobt die Ausstellung als pointiert und schillernd. Sie stelle interessante Spannungen zwischen den Werken her und spiele mit flinken Zuschreibungen. Das art-Magazin spricht dem neuen Ausstellungsort zwar Potenzial zu, die Premiere sei aber missglückt. Der Grund: Die präsentierten Arbeiten hätten kaum mehr gemeinsam, als das Geschlecht ihrer Schöpfer. Es handle sich um ein „Sammelsurium großartiger Werke“, die unter einem Thema vereint wären, das man eher in einem Provinzmuseum vermute.
mmk-frankfurt.de

Aktuelles aus der Kunstwelt

„Power 100“ – Die Top 100 der Kunstwelt

Jedes Jahr gibt das britische Magazin „ArtReview“ ein Ranking über die einflussreichsten Personen im internationalen Kunstbetrieb heraus. Dieses Jahr führt Nicholas Serota – Leiter der Tate Britain – die Liste an. Der in Köln geborene New Yorker Kunsthändler David Zwirner behält Platz 2 ebenso wie der Schweizer Galerist Iwan Wirth, der wie im Vorjahr Platz 3 belegt. In den Top Ten sind auch drei Künstler vertreten: Marina Abramovic (5), Jeff Koons (7) und Cindy Sherman (10). Gerhard Richter ist mit Platz 16 der einflussreichste deutsche Künstler.
artreview.com/power_100

„Widerständige Bilder in Zeiten digitaler Überbelichtung“

Der Deutsche Pavillon der 56. Kunst-Biennale von Venedig wird sich ab Mai 2015 in einen Schauplatz verwandeln, der sich der Gegenwart der Bilder öffnet. Die Besucher sollen über die materielle und politische Natur der Bilder im digitalen Zeitalter und einer globalisierten Welt nachdenken. Dazu lud Kurator Florian Ebner die in Berlin lebenden und arbeitenden Künstler Olaf Nicolai, Hito Steyerl und Tobias Zielony sowie das in Kairo lebende Künstlerpaar Jasmina Metwaly / Philip Rizk ein.
www.deutschlandradiokultur.de

Louis-Vuitton-Museum von Frank Gehry in Paris eingeweiht

In Paris wurde das von Frank Gehry entworfene Louis-Vuitton-Museum nach 8 Jahren Bauzeit eröffnet. Es präsentiert fortan die Sammlung von Bernard Arnault, Vorstandsvorsitzenden des französischen Luxusartikelkonzerns LVHM (Louis Vuitton Moet Hennessy). Der Schwerpunkt seiner Sammlung liegt auf der Kunst des 20. Jahrhunderts. Hanno Rauterberg schreibt in der ZEIT mit spitzer Feder über die Errichtung des neuen Privatmuseums. „Hier zeigt sich die neue Macht des Geldes, die vor allem eine Macht über Zeichen und Symbole sein möchte.“ Rauterberg kritisiert, dass ein so großes Museum gänzlich überraschungsfrei beginne. Arnault habe es verpasst seine Freiheit zu nutzen, um sich von Konventionen zu lösen. Stattdessen begnüge er sich mit einer Kunst, „die schon deshalb langweilt, weil sie nichts anderes mehr sein will als das Halstuch eines wohlhabenden Menschen“.
www.zeit.de

Neue Publikationen


Ernst Beyeler. Von Kunst bewegt

Kunsthändler, Galerist, Sammler und Museumsgründer: Ernst Beyelers Leben war aussergewöhnlich. Er pflegte persönliche Kontakte mit berühmten Künstlern wie Picasso und Giacometti, und machte sich mit seinem Auge für qualitativ hochstehende Kunst international einen Namen. Er gehörte zu den Mitbegründern der Art Basel und hinterliess seinem Wohnort Riehen eines der schönsten Museen der Welt. Das neue Buch über Ernst Beyeler ist die erste umfassende Biografie, die den Weg von einem kleinen Antiquariat in der Basler Bäumleingasse zur weltberühmten Fondation Beyeler zeigt.
 
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Fette Beute. Reichtum zeigen

Reichtum ist im Verhältnis zu Armut ein sehr viel selteneres Thema der Fotografie. Seit den 1980er Jahren aber wächst das Interesse gerade zeitgenössischer gesellschaftskritischer Fotografen. Der Katalog bietet erstmals einen Einblick in dieses Thema und umfasst neben künstlerischen und sozialdokumentarischen Arbeiten auch Bilder aus populären Medien. Internet und TV werden von jungen Reichen zur Selbstdarstellung genutzt. Dort werden uns tagtäglich die Insignien einer neuen ultrareichen Gesellschaftsschicht präsentiert. (Katalog zur aktuellen Ausstellung im Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg)
 
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Aktuelle Ausstellungen

Pissarro – Der Vater des Impressionismus

Wuppertal, Von der Heydt-Museum, 14.10.14 – 22.02.15
Nach den Ausstellungen zur Schule von Barbizon, zu Renoir, Monet und Sisley stellt das Von der Heydt- Museum jetzt Camille Pissarro in den Mittelpunkt einer großen Ausstellung. Anhand von rund 130 Werken zeichnen die den Lebensweg und die künstlerische Entwicklung Pissarros von seinen ersten Werken, die noch in Südamerika entstanden, bis zu seinen letzten Bildern, die Pissarro in Paris und an der Küste der Normandie malte, nach. Abgesehen von den Werken Pissarros werden auch Werke von Courbet, Corot, Cézanne, Manet, Monet, Gauguin, van Gogh und anderen Künstlern dieser aufregenden Epoche präsentiert.
www.pissarro-ausstellung.de

Peter Weibel – Medienrebell

Wien, 21er Haus, 17.10.14 – 18.01.15
Der Medienkünstler, Schauspieler, Theoretiker, Musiker und Museumsleiter Peter Weibel der in den 1960er- und 1970er-Jahren zu den österreichischen „Rebellen“ zählte, wurde in diesem Jahr für sein künstlerisches Gesamtwerk mit dem Oskar-Kokoschka-Preis 2014 ausgezeichnet. Sein außergewöhnliches Werk ist geprägt durch Themenfelder wie die Mechanismen der Wahrnehmung und des Denkens, die Eigenwelt der Apparate, die Krise der Repräsentation, des Bildes und des Museums, die Beziehung von Kunst, Politik und Ökonomie und die Bedingungen des Betriebssystems Kunst.
www.21erhaus.at

Schrill Bizarr Brachial. Das Neue Deutsche Design der 80er Jahre

Berlin, Bröhan-Museum, 17.10.14 – 01.02.15
Mitte der Achtzigerjahre sorgten in den westdeutschen Großstädten Künstler und Designer mit schrillen, bizarren, brachialen, ironischen und zum Teil kitschigen Möbeln und Objekten für Furore. Zum ersten Mal blickt nun eine groß angelegte Ausstellung mit historischem Abstand zurück auf die Bewegung des Neuen Deutschen Designs. „Schrill Bizarr Brachial“ zeigt alle wichtigen Entwürfe des Neuen Deutschen Designs. Mehrere Möbel und Objekte sind zum ersten Mal der Öffentlichkeit zugänglich.
www.broehan-museum.de

Canaletto. Bernardo Bellotto malt Europa

Berlin, Alte Pinakothek, 17.10.14 – 18.01.15
Unter dem Künstlernamen „Canaletto“ führten Bernardo Bellotto (1722–1780) und sein Onkel und Lehrer, Giovanni Antonio Canal (1697–1768), die Tradition der venezianischen Vedutenmalerei zu ihrem Höhepunkt. Bellottos Blicke auf Stadt, Land und Leute – von Venedig über Dresden und Wien bis nach Warschau – sind Ikonen der Malerei und Geschichte des 18. Jahrhunderts. Sie faszinieren durch das Wechselspiel von dokumentarischer Präzision und künstlerischer Freiheit. Mit zahlreichen internationalen Leihgaben zeigt die Alte Pinakothek die erste umfassende Ausstellung von Bellottos Œuvre in Deutschland seit bald 50 Jahren.
www.pinakothek.de

Augen auf! 100 Jahre Leica Fotografie

Hamburg, Haus der Photographie, 24.10.14 – 11.01.15
Die Ausstellung „Augen auf! − 100 Jahre Leica Fotografie“ beleuchtet in rund 14 Kapiteln mit 500 Werken Aspekte der Kleinbildfotografie − von journalistischen Strategien über dokumentarische Ansätze bis hin zu freien künstlerischen Positionen. U.a. werden Arbeiten von Alexander Rodtschenko, Henri Cartier-Bresson, Robert Capa, Christer Strömholm, Robert Frank, Bruce Davidson, William Klein, William Eggleston, René Burri, Thomas Höpker, Ulrich Mack und Bruce Gilden präsentiert.
deichtorhallen.de

Imi Knoebel. Werke 1966 – 2014

Kunstmuseum Wolfsburg, 25.10.2014 – 15.02.2015
Bereits an der Kunstakademie Düsseldorf entwickelte Knoebel ein grundlegendes Formenvokabular, aus dem er rigoros abstrakte Bilder schafft. Kasimir Malewitsch, der Maler des Schwarzen Quadrats (1915), liefert ihm den Nährboden für eine künstlerische Haltung jenseits der „Welt der Dinge“. Bereits die erste raumgreifende Arbeit, Raum 19, die Knoebel 1968 noch an der Akademie baut, legt eine grundlegende Eigenschaft seines Œuvres offen: die Hinterfragung der Malerei im Raum. Anlässlich des 75. Geburtstags von Imi Knoebel richtet das Kunstmuseum Wolfsburg nach fast 20 Jahren die weltweit erste umfassende Ausstellung zum Œuvre dieses bedeutenden deutschen Künstlers aus.
www.kunstmuseum-wolfsburg.de

Save the Date

Digitale Welten

München, 08.11.-11.11.14
Vorträge im Auditorium der Alten Kongresshalle, Eintritt frei
Vom 8. bis 11. November 2014 erwartet alle Besucher unter dem Titel „Digitale Welten“ ein vielseitiges Programm: Vorträge und Themenabende, Marktstände der Wissenschaft, ein Kinderprogramm und Schüler-Workshops laden zum Mitmachen und Nachdenken ein. Auch Tage der offenen Tür und Führungen ermöglichen Einblicke in Forschungseinrichtungen im Großraum München. Mit Vorträgen u.a. von Martin Warnke, Hubertus Kohle und Sylvia Schoske.
www.muenchner-wissenschaftstage.de

Affordable Art Fair Hamburg

Hamburg Messe, 13.11. – 16.11.14
Auf der dritten Ausgabe der Affordable Art Fair stellen 75 Galerien eine gesunde Mischung aus rennomierten Namen und frischen neuen Gesichtern aus. Die Preise der Werke liegen zwischen 100 und 7.500 Euro.
affordableartfair.com

Haben Sie das gesehen?

Looking for Picasso

Zeit seines Lebens hat Picasso nur einen kleinen Teil seines Werks der Öffentlichkeit preisgegeben. 1973 starb mit Pablo Picasso eines der größten Künstlergenies des 20. Jahrhunderts. Danach begann in den elf Domizilen des Malers die Bestandsaufnahme eines unglaublichen Nachlasses. Der Dokumentarfilm ist eine Bestandsaufnahme von Picassos Leben anhand seines Erbes. (111 Min., verfügbar bis 02.11.2014)
www.arte.tv

Das geplünderte Erbe – Terrorfinanzierung durch deutsche Auktionshäuser

Die Autoren des Films „Das geplünderte Erbe“ begeben sich auf die Spuren des illegalen Handels mit Antiken. Sie zeigen die riesigen, leer geraubten Kraterlandschaften, die begehrten Schätze und ihren Weg mit Hilfe „sauberer“ Papiere nach Deutschland. Insider berichten, wer die Profiteure sind und wie gut betuchte Antiken-Liebhaber mit ihrer Sammlerleidenschaft den Terrorismus finanzieren. (43:47 Min., verfügbar bis 20.04.2015)
www.ardmediathek.de

James Turrell. Den Himmel auf Erden

In der Wüste von Arizona verwandelt der Lichtkünstler James Turrell einen erloschenen Vulkan in das größte Kunstwerk auf unserem Planeten. (44 Min., verfügbar bis 07.11.2018)
www.ardmediathek.de

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hat Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert. Er arbeitete bei der Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt an mehreren Ausstellungen und Publikationen mit und war als Redakteur und Kurator tätig. 2011 gründete er kunstgeschichte.info.

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