Home Studium der Kunstgeschichte Wissenschaftliches Arbeiten im Fach Kunstgeschichte Tipps für ein erfolgreiches Referat im Fach Kunstgeschichte

Tipps für ein erfolgreiches Referat im Fach Kunstgeschichte

Ein Seminar widmet sich immer einem festgelegten Thema, das im Laufe des Semesters aus verschiedenen Perspektiven betrachtet wird. Da sich nicht jeder Seminarteilnehmer auf jedes Thema vorbereiten kann, werden meist Referate vergeben.

Es ist die Aufgabe der Referenten, ihren Kommilitonen einen Überblick über das jeweilige Thema zu verschaffen und zu einer anschließenden Diskussion anzuregen und diese zu moderieren.

Referat Kunstgeschichte

1. Vorbereitungen

1.1 Literaturrecherche und -beschaffung

Erst sehen, dann lesen: Bevor du beginnst, die Forschungsliteratur zu deinem Thema zu befragen, solltest du dich selbst mit deinem Werk auseinandersetzen. Die Arbeit beginnt mit der genauen Betrachtung und vor allem der Beschreibung des Werkes. Aus der Suche nach Benennungsmöglichkeiten der Phänomene ergeben sich zwangsläufig Fragen und Beobachtungen, die Schritt für Schritt (auch mit Hilfe der Forschungsliteratur) den Zugang vertiefen helfen. Dazu benötigst du eine qualitativ hochwertige Abbildung des Werkes.

Verschaffe dir einen Überblick: Nach der Wahl des Themas und der genauen Betrachtung des Werkes ist es wichtig, sich einen Überblick über die vorhandene Literatur zu verschaffen. Dazu ist es zunächst sinnvoll die Bestände der nahegelegenen Bibliotheken zu befragen (Tipps zur Recherche). Im Anschluss sollten auch kunsthistorische Datenbanken nach passender Literatur befragt werden.

Das Schneeballsystem: Die beste Methode, um relevante Literatur ausfindig zu machen, ist das sog. kumulative Vorgehen. Wenn eine aktuelle Monografie zu deinem Thema vorhanden ist, lohnt sich der Blick in das Literaturverzeichnis. Auf diesem Weg findet man auch Titel, die man über die Stichwortsuche im OPAC nicht ohne Weiteres gefunden hätte. Auch Aufsätze und Rezensionen bieten sich für den Einstieg in ein Thema besonders an.

Relevante Literatur auswählen: Nach der Anhäufung von Literatur (Kumulation) erfolgt eine erste Sichtung. Dabei wird ausgewählt, welche Bücher relevant für das eigene Thema sind. Die verbliebenen Titel sollten im Anschluss intensiv gelesen werden.

Gedanken festhalten: Neben dem Verstehen der Texte ist es vor allem wichtig, sich Notizen anzufertigen. Darin enthalten sein sollten:

  • inhaltliche Fakten – wichtige Formulierungen und Argumente
  • Argumentationsstruktur – Methode nachvollziehen
  • Eigene Ideen zur Gestaltung des Referates
  • Tipp: Literatur- und Seitenangaben helfen bei späterer schriftlichen Ausarbeitung (Hausarbeit)

Vergleiche: Danach sollten die Thesen und Argumente der verschiedenen Autoren verglichen werden. Widersprechen sich die Meinungen oder sind sie weitgehend gleich?

1.2 Fragestellung

Schwerpunkt setzen: Das Thema des Referates ist zwar im Wesentlichen durch das Seminarthema vorgegeben, doch wie du dein Referat gestaltest und welche Schwerpunkte du setzt, ist dir überlassen. Einer der wichtigsten Punkte des wissenschaftlichen Arbeitens ist die Entwicklung einer eigenen Fragestellung. Hierbei handelt es sich um jene Frage, die du mit deinem Referat beantworten möchtest. Du solltest aber unbedingt darauf achten, den Bezug zum Seminarthema nicht zu verlieren und dich auf relevante Literatur bzw. Thesen zu beschränken.

Mut zur Lücke: Eine Fragestellung zu erarbeiten bedeutet auch, das Thema einzugrenzen. Durch das Nennen und Begründen der Fragestellung ist es legitim, bestimmte Gesichtspunkte zu vernachlässigen, wenn sie nicht relevant für die Fragestellung sind. Eine gute Fragestellung macht das Thema außerdem überschaubar und bewältigbar.

Rücksprache mit Dozenten: Sprich deine Fragestellung und deine These(n) mit dem Dozent in seiner Sprechstunde ab. Nimm zu diesem Termin am besten eine Literaturliste und eine Liste mit Vergleichswerken mit. Meist geben die Dozenten hilfreiche Hinweise, welcher Autor besonders wichtig ist oder welcher Text unbedingt noch gelesen werden sollte.

1.3 Ausarbeitung

Beschreibe! Vom Allgemeinen zum Besonderen: Beginne mit einer genauen Werkbeschreibung, die sich aber dennoch auf das Wesentliche konzentriert. Beschreibe das Werk aus sich heraus und vermeide Formulierungen wie „das Bild zeigt…“ oder „man sieht…“. Eine gute Beschreibung bereitet die spätere Analyse vor, indem sie wichtige Details betont, die später ausgeführt werden.

Recherchiere Daten und Fakten wie Maße, Material, Urheber, Entstehungszeit, Technik, Aufbewahrungsort und Provenienz. Einige dieser Daten kannst du sicher in die Beschreibung einfließen lassen.

Ausarbeitung des Forschungsstandes: Du solltest in der Lage sein, wichtige Autoren und deren Thesen zum Thema zu nennen und gegebenenfalls auf Kontroversen eingehen. Wie hat sich die Auseinandersetzung mit deinem Werk in der Literatur vollzogen?

Beantwortung der Fragestellung: Der Hauptteil eines Referates besteht in der Analyse einer Kernfrage, die meist mit einer bestimmten These verknüpft ist. In diesem Teil stellst du deine Fragestellung vor und beantwortest sie mithilfe einer Reihe von Argumenten. Eng daran geknüpft ist auch das methodische Vorgehen. Es ist zu prüfen, welche Methode sich am besten für dein Thema und deine Fragestellung anbietet.

Arbeite frühzeitig mit Bildern: Ein zentraler Punkt der Vorbereitung ist die Bildrecherche. Solltest du Zugang zum Original haben, nutzte diese Gelegenheit unbedingt. Meist muss man sich allerdings mit einer Reproduktion behelfen. Entweder du scannst dir die benötigten Bilder selbst ein oder du nutzt eine der zahlreichen Bilddatenbanken. Auch das Internet kann als Bildquelle dienen. Achte dabei aber unbedingt auf eine entsprechende Qualität der Bilder. Beginne frühzeitig damit, dir die notwendigen Bilder zu besorgen. Dann kannst du schon während der Vorbereitung mit den Bildern arbeiten. Dieser Punkt ist enorm wichtig, wird aber allzu oft vernachlässigt.

Zeitlichen Rahmen beachten: Beachte bei der Ausarbeitung unbedingt den zeitlichen Rahmen des Referates. Ein zu langes Referat geht auf Kosten der Diskussion und stört dadurch den Seminarablauf. Auch die Aufmerksamkeit des Publikums schwindet mit der Zeit. Halte vor allem die Biografie des Künstlers knapp und gehe nur auf die für dein Thema relevanten Daten ein. Hast du deine Ausarbeitungen abgeschlossen, solltest du das Referat durchsprechen und im Idealfall einem Kommilitonen vorstellen.

2. Präsentation

2.1 Text / Vortrag

Sei klar: Ein guter Referent ist leicht zu verstehen und richtet sich direkt an sein Publikum.

Rede frei: Da es sich um ein Referat und nicht um eine Vorlesung handelt, solltest du unbedingt frei sprechen. Ob du dafür Stichpunkte oder einen ausformulierten Text verwendest, ist jedem selbst überlassen. Ein ausformulierter Text kann dir zwar Sicherheit verschaffen, du solltest den Text aber auf keinen Fall einfach nur ablesen und an deinen Aufzeichnungen „kleben“. Stattdessen solltest du deinen Text sinnvoll gliedern und einzelne Passagen kommentieren. Es hilft auch, wenn du bereits beim Ausformulieren daran denkst, dass dieser Text vorgetragen und nicht gelesen wird. Du kannst dir außerdem wichtige Punkte markieren, die du dann während des Vortrags betonst und evtl. kommentierst. Wichtig ist, dass dein Manuskript deinen individuellen Bedürfnissen entspricht.

Rede laut, deutlich und nicht zu schnell: Viele Referenten neigen dazu, ihr Referat so schnell wie möglich hinter sich bringen zu wollen. Das ist kontraproduktiv. Sprechpausen helfen deinem Publikum deine Argumentationsstruktur nachzuvollziehen und erzeugen Spannung. Auch die Verwendung von kurzen Sätzen hilft dabei, das Verständnis deines Vortrages zu erhöhen.

Für Abwechslung sorgen: Rede mal lauter, mal leiser – mal schneller, mal langsamer. Auf diese Weise wirkt das Referat nicht so monoton und durch einen gezielten Einsatz hat man die Möglichkeit wichtige Passagen zu betonen.

Blickkontakt halten: So fühlen sich deine Kommilitonen angesprochen und du kannst an den Reaktionen sehen, ob das, was du sagst, verstanden wird.

2.2 Inhalt

Interesse wecken: Die ersten Sätze sollten das Interesse der Zuhörer wecken. Dazu gibt es unzählig viele Möglichkeiten, die je nach Thema variieren. Du kannst mit einem originellen Zitat beginnen, einer provokanten These, dem Aufwerfen einer Frage, Bezug nehmen auf ein aktuelles Ereignis…

Überblick geben: Eine transparente Gliederung und die Offenlegung deiner Methodik erhöht die Nachvollziehbarkeit des Referates und sollte daher unbedingt zu Beginn des Referates erläutert werden.

Zusammenhänge zeigen: Wie ordnet sich das Referat in den Zusammenhang des Seminarthemas ein. Hier lassen sich Brücken bauen zu vergangenen Sitzungen. Was ist an deinem Thema anders bzw. neu? So wird das Interesse des Publikums geweckt.

Klare Struktur: Im Mittelpunkt des Referates steht eine bestimmte Fragestellung, die dem Publikum zunächst erläutert wird. Im Anschluss soll diese Fragestellung diskutiert und beantwortet werden. Beschränke dich auf Dinge, die für dein Thema relevant sind. Das Publikum sollte einen roten Faden erkennen, der sich durch deinen Vortrag zieht.

Wegweiser aufstellen: Mache deine Gliederung auch während des Vortrages transparent. Bevor du einen neuen Punkt beginnst, kannst du ein Fazit des Gesagten ziehen und deutlich machen, was du im nächsten Schritt untersuchst und warum es für deine Fragestellung wichtig ist.

Fragen aufwerfen: Die richtigen Fragen an ein Kunstwerk zu stellen, ist der Schlüssel für eine gute Auseinandersetzung mit ihm. Wirf daher Fragen in den Raum. Die Kommilitonen sollen diese Fragen nicht selber beantworten, das würde den Fluss deines Referates stören. Sie werden dadurch aber zum Nachdenken animiert. Auf diese Weise werden sie aktiv an deinem Referat beteiligt und bringen sich eher bei der anschließenden Diskussion ein.

Handout ausarbeiten: Ein Handout ist nicht immer Pflicht, bietet aber einen kompakten Überblick und hilft beim Nachvollziehen des Referates. Das Handout sollte eine DIN-A4-Seite nicht überschreiten und die verwendete Literatur aufführen. Auch die Gliederung und wichtige Informationen zum Thema sind zu empfehlen. Dabei sollte man sich unbedingt auf das Wichtigste beschränken. Verzichte z.B. auf biografische Daten, die schnell recherchiert sind. Stattdessen sind Thesen zu empfehlen, die den Inhalt und die Argumentationsstruktur des Referates widerspiegeln.

2.3 Bilder

Arbeite mit dem Werk: Ebenso wichtig wie die Arbeit mit Forschungsliteratur ist die direkte Arbeit mit dem Werk, da das Werk das absolute Autoritätsargument in der Kunstgeschichte ist. Betrachte das Werk immer wieder unter neuen Gesichtspunkten und gehe über die Literatur hinaus. Die gezeigten Abbildungen dienen nicht der Illustration, sondern der Argumentation. Deshalb solltest du kein Werk kommentarlos zeigen, sondern immer mit einer kurzen Bildbeschreibung beginnen.

Die richtige Präsentation: Die Präsentation sollte mit einer entsprechenden Software (z.B. Powerpoint) erfolgen. Manche Bilddatenbanken unterstützen das Anlegen und Präsentieren von Arbeitsmappen. Erstellst du die Präsentation selbst, solltest du den Hintergrund schwarz anlegen und bei jedem Bild die wichtigsten Daten (Künstler, Werktitel, Entstehungszeit, Aufbewahrungsort) einfügen.

Das erste Bild möglichst bald zeigen: So steigt die Aufmerksamkeit des Publikums. Gehe zum Beispiel auf ein Detail ein, das für dein Thema besonders wichtig ist. Sei kreativ und beginne nicht mit der Nennung deines Themas, sondern steige mitten im Thema ein. Natürlich solltest du rechtzeitig eine Brücke zur „eigentlichen“ Einleitung finden. Deine Kommilitonen werden es dir mit ihrer Aufmerksamkeit danken.

Weitere Tipps zum Umgang mit Bildern in deinem Referat:

  • nicht zu viele Werke zeigen – beschränke dich nur auf relevante Bilder
  • Bilderablauf genau planen – kein Zapping
  • Beschreibung am Werk – nutze Detailansichten
  • Argumentation am Werk vollziehen – zeige worüber du sprichst (am besten mit Laserpointer)

2.4 Zusammenfassen

Fakten komprimieren: Für die meisten Zuhörer ist das vorgestellte Thema neu. Deine Gedanken und Thesen sind zwar für dich vertraut, doch dein Publikum hört sie zum ersten Mal. Es ist daher sinnvoll bereits während des Referats wichtige Fakten zu betonen und nochmals zusammenzufassen. Auch solltest du deutlich machen, warum sie für dein Thema so wichtig sind.

Inhalt logisch gliedern: Es bietet sich an, den Vortrag in einzelne Abschnitte zu untergliedern und am Ende jeweils eine knappe Zusammenfassung einzuarbeiten. So wird dein Vortrag verständlich und deine Vorgehensweise nachvollziehbar.

Resümee ziehen: Auch am Ende des Referates sollte du noch einmal ganz klar die These deines Referats benennen und welche Argumente dafür sprechen. Zeichne deinen Argumentationsverlauf noch einmal nach und komme zu einem klaren Fazit.

3. Nachbereitung

3.1 Input

Notiere dir Bemerkungen: Als Referent solltest du nicht nur deine Aufzeichnungen bei dir haben, sondern auch einen Zettel und einen Stift. Notiere dir Anmerkungen und Fragen, die nach deinem Referat geäußert werden. Auch die verschiedenen Argumente in der sich anschließenden Diskussion solltest du protokollieren. Diese Notizen können dir bei der weiteren Auseinandersetzung mit deinem Thema sehr nützlich sein.

3.2 Reflektieren

An Schwächen arbeiten, Stärken ausbauen: Nach dem Ende deines Referates solltest du in Ruhe über deinen Vortrag reflektieren. Das Studium ist ein ständiger Lernprozess. Eine der Kernkompetenzen, die du während des Studiums lernen sollst, ist die eigenständige Aneignung eines Themas und dessen Präsentation. Das erste Referat ist selten perfekt. Daher ist es umso wichtiger aus Fehlern zu lernen und seine Stärken weiter auszubauen.

Fragen, die du dir stellen kannst:

  • War der Einstieg gut?
  • Hatte ich das Gefühl, meine Zuhörer haben mich verstanden (verbal & inhaltlich)?
  • War mein Manuskript nach meinen individuellen Bedürfnissen gestaltet?
  • Was kann ich das nächste Mal besser machen?
  • War mein roter Faden erkennbar?
  • Habe ich mich auf meine Fragestellung konzentriert?
  • Gab es Kritik?
  • Aber auch: Was ist mir besonders gelungen?

3.3 Recherche vertiefen

Führe dein Referat weiter: An das Referat schließt sich fast immer eine Hausarbeit an. Dabei geht es nicht um eine bloße Verschriftlichung des Referates, sondern um eine vertiefte Auseinandersetzung mit deinem Thema. Suche nach weiterer Literatur und lasse die neuen Erkenntnisse, die du durch dein Referat erhalten hast, einfließen.

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