Die Deichtorhallen präsentiert vom 22. Januar bis zum 8. März 2015 die Gewinner des Nachwuchsförderungsprojekt „gute aussichten – junge deutsche fotografie“ im Haus der Photographie. Die Jury kürte acht Preisträger von 115 Einsendungen aus 40 Institutionen.
„gute aussichten“ wurde 2004 als private Initiative von Josefine Raab und Stefan Becht gegründet. Den Kern des Projektes bildet der jährlich stattfindender Wettbewerb für Abschlussarbeiten aus allen deutschen Hochschulen, Fachhochschulen und Akademien, die einen Studiengang Fotografie anbieten. Dabei kann jede Hochschule maximal fünf Bewerber einreichen. Das Projekt hat sich zu einem der bedeutendstem Wettbewerb für Absolventen im Bereich Fotografie entwickelt.
Die Gewinner des Wettbewerbs 2014/2015 sind Karolin Back, Katharina Fricke, Andrea Grützner, Marvin Hüttermann, Stefanie Schroeder, Jannis Schulze, Kolja Warnecke und Eduard Zent. Ihre Arbeiten sind sehr unterschiedlich, die Themen Tod, Migration, gesellschaftliche Diskriminierung, Einsamkeit, Isolation, Verzweiflung stehen Freude, Erkenntnis, Vielfalt und schöpferischer Kraft gegenüber.
Eduard Zent von der Fachhochschule Bielefeld hat sich in das Spannungsfeld zwischen dem Gestern und Heute begeben. In seiner streng komponierten, malerisch anmutenden Serie „Moderne Tradition“ hat er Menschen porträtiert, die sich zwischen den Kulturen bewegen. Ihre Herkunft wird durch ihre traditionelle Kleidung und ihre Haltung erkennbar; die Artefakte, mit denen sie sich umgeben, ja beinahe schmücken, stammen jedoch aus der modernen westlichen Gesellschaft. Zent zeigt die Verwurzelung der Menschen in ihrer Tradition und wie sie doch längst die Gadgets und Alltagsgegenstände der westlichen (Überfluss-) Gesellschaft in ihr Leben integriert haben.
Die Dominikanische Republik und Haiti liegen gemeinsam auf einer geteilten Insel in der Karibik, die die Ureinwohner einst „Quisqueya“, zu Deutsch „wunderbares Land“ nannten. Jannis Schulze von der Kunsthochschule Berlin – Weißensee verbrachte dort drei Monate. Entstanden sind Porträts und Stadtansichten, Landschaften, Schnappschüsse, Texte und Reisenotizen, die den Alltag, die Träume und Kämpfe, die Sehnsüchte, Freuden und Hoffnungen der Insulaner spürbar werden lassen.
Acht Jahre lang hat Stefanie Schroeder von der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig die Jobs dokumentiert, die sie neben ihrem Kunststudium ausgeübt hat. In sachlichem Tonfall, zwischen Beklemmung und absurder Komik, führt der Film „Ein Bild abgeben“ vor, wozu die Fotografie im Stande ist: Sie dient als Beweis- und Anklagemittel, als Pressefoto, als leere Hülle und Camouflage, wird zum Andenken, Werbepräsent oder Bild-Brezelherz degradiert. „Ein Bild abgeben“ zeigt uns Fotografieren als Handlung. Eine teilnehmende (Selbst-)Beobachtung der Fotografin, die damit offenlegt, dass Fotografie nicht nur Bilder hervorbringt, sondern auch immer von sich selbst ein Bild abgibt – in jeder Hinsicht.
Ein Bild von der jungen deutschen Fotografie können Sie sich noch bis zum 8. März 2015 in den Deichtorhallen Hamburg verschaffen. Danach geht die Ausstellung auf Weltreise – weitere Stationen sind Washington, Tallin (Estland), Mainz und Mexico City. Auf Flickr können Sie sich Ansichten der Hamburger Ausstellung ansehen.
Gute Aussichten. Junge Deutsche Fotografie 2014/2015
Hamburg, Deichtorhallen, Haus der Photographie
23.01. – 8.03.2015
www.deichtorhallen.de
www.guteaussichten.org