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Experiment beendet: Fälschung in der Dulwich Picture Gallery enthüllt

Der Konzeptkünstler Doug Fishbone hat die Besucher herausgefordert, eine Kopie in der Sammlung zu erkennen. Nur 10% tippten richtig.

Dulwich Picture Gallery - Made in China
"Made in China" A Doug Fishbone Project, Foto: Dulwich Picture Gallery

Mit der Ausstellung Made in China: A Doug Fishbone Project wollte die Dulwich Picture Gallery in London die Sichtweise der Museumsbesucher ändern und den Wert der Kunst hinterfragen. Dazu wurde das Werk eines alten Meisters durch eine zeitgenössische Kopie aus China ersetzt und in die Sammlungspräsentation integriert. Die Besucher sollten die eine Kopie unter all den Originalen entdecken. Jetzt wurde die Fälschung entlarvt.

Das Publikum nahm die Herausforderung an und suchte die Fälschung unter den 270 Meisterwerken. Die Besucherzahl der Dulwich Picture Gallery hat sich durch das Experiment mehr als verdoppelt. Fast 3.000 Besucher gaben einen Tipp über iPads in der Ausstellung ab. Nur 10% haben die Fälschung erkannt. Dabei handelt sich um das Portrait einer jungen Frau vom französischen Künstler Jean-Honoré Fragonard aus dem Jahr 1769. Jetzt ist das Original in die Ausstellung zurückgekehrt und hängt unmittelbar neben der Kopie.

Dulwich Gallery, Made in China, Fraginard
Jean-Honoré Fragonard, Portrait of a Young Woman, um 1769, Foto: Dulwich Picture Gallery
Dulwich Gallery, Made in China, Fälschung
Kopie „Made in China“, Foto: Dulwich Picture Gallery

Die Unterschiede sind eindeutig, davon können sich die Besucher noch bis zum 26. Juli in der Dulwich Picture Gallery überzeugen. Der direkte Vergleich zwischen dem Rokokogemälde aus dem 18. Jahrhundert und der zeitgenössischen Kopie macht die stilistischen und technischen Unterschiede deutlich. Das Portrait zählt zu Fragonard’s „Figures de Fantaisie“, einer Serie von schnell ausgeführten Studien, welche seine künstlerische Handhabung der Ölmalerei belegen sollten. Fishbone wählte dieses Werk aufgrund der expressive Pinselführung aus, in der Hoffnung, der Kopist könne damit gut arbeiten.

Dulwich Picture Gallery - Made in China
Hängung der Kopie, Foto: Dulwich Picture Gallery

Eine Schule des Sehens

Noch nie zuvor sind die Besucher mit einem so kritischen und misstrauigen Blick durch die Ausstellungshallen der Dulwich Picture Gallery gewandelt. Während für gewöhnlich die Inhalte der Gemälde im Fokus der Besucher stehen, war es jetzt vor allem die Ausführung, auf die sie geachtet haben.

Das war sicher auch für die Besucher der Ausstellung eine interessante und aufschlussreiche Erfahrung, sagt Doug Fishbone. Er hofft, ein gesundes Misstrauen bei ihnen hervorgerufen zu haben, nicht nur was die Kunst betrifft. Unsere Erfahrungen können manipuliert werden auf eine Weise, die wir nicht bewusst wahrnehmen oder gar nicht erkennen können, so der amerikanisch Konzeptkünstler.

Dulwich Picture Gallery - Made in China
Fragonard’s junge Dame kehrt in ihren Rahmen zurück, Foto: Dulwich Picture Gallery

Brauchen wir noch Museen?

Es ist schon aufschlussreich, wenn nur 10% der Besucher den Unterschied zwischen einem Meisterwerk aus dem 18. Jahrhundert und einer Kopie für 100 Euro erkennen. Brauchen wir dann überhaupt noch Originale? Wie bemisst sich der Wert von Kunst und wer legt ihn fest? Sind vielleicht sogar Museen unnötig geworden?

In der WELT bezeichnet Felix Zwinzscher das Ergebnis als „erschreckend“ und stellt die Aufgabe der Museen infrage. Sie würden sich durch solche Aktionen unglaubwürdig machen und sogar selbst abschaffen. In gewohnter „WELT-Manier“ schießt er jedoch etwas über das Ziel hinaus und widerspricht sich selbst.

Das Experiment macht gerade deutlich, wie wichtig Museen heute sind, denn sie bewahren unsere Kulturschätze und machen sie der Öffentlichkeit zugänglich. Wo sonst sollten wir den Umgang mit Originalen lernen? Die Ausstellung der Dulwich Picture Gallery hat die Besucher und eine breite Öffentlichkeit dafür sensibilisiert, genauer hinzusehen und auch auf technische Details zu achten.

1 KOMMENTAR

  1. Erstaunlich, dass nur jeder 10. in der Lage war, das kopierte Ölgemälde als Fälschung zu erkennen. Wie auf dem Vergleichsbild ersichtlich ist, handelt es sich um eine relativ preiswerte Reproduktion, da nicht einmal die Farbtöne getroffen wurden. Dabei gibt es Auftragsmaler in China, die dies wesentlich besser machen. Wenn schon ein billig kopiertes Ölgemälde vom Großteil des „Fachpublikums“ nicht als Fälschung erkannt wird (und das, obwohl durch den Hinweis auf eine Fälschung der Fokus darauf gerichtet war), muss man sich nicht wundern, dass Schätzungen zufolge zwischen 30% und 50% der auf dem Kunstmarkt angebotenen Stücke Fälschungen sind.

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