Symposium am Kunsthistorischen Institut in Florenz – Max-Planck-Institut, 15.-17.02.2017
Einsendeschluss: 15.07.2016
Ein Symposium des Verbund-Projektes „Foto-Objekte. Fotografien als (Forschungs-) Objekte in Archäologie, Ethnologie und Kunstgeschichte“, Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut (Photothek) / Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek und Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin, gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung, www.fotobjekt.hypotheses.org.
Fotografien sind nicht nur Bilder, sondern auch historisch geformte, dreidimensionale Objekte: Sie besitzen eine physische Präsenz, tragen Spuren von Gebrauch und Nutzung und zirkulieren in sozialen, politischen und institutionellen Netzwerken. Über ihren visuellen Inhalt hinaus werden sie seit einigen Jahren zunehmend als materielle Akteure (an)erkannt, die nicht nur indexikalisch verweisen, sondern als Werkzeuge in (Wissens-)Praktiken auch konstituierend wirken und multiple Bedeutungen eröffnen. Sie sind „Foto-Objekte“ im doppelten Sinne: Abbildungen von Objekten und materielle Objekte zugleich.
Von Anbeginn waren Fotografien wichtige methodische Instrumente in den verschiedensten Wissensgebieten: Ob Ausgrabungsfunde, Menschen in Tracht, Kunst im Museum oder Schneeflocken unter dem Mikroskop – durch die Fotografie wurden solche Forschungsgegenstände aus ihren ursprünglichen Zusammenhängen gelöst, in einheitliche und transportable Formate gebracht, neu kontextualisiert und vergleichbar gemacht. Gerade die materiellen Qualitäten der Fotografien haben deren Einsatz in den Wissenschaften entscheidend geprägt, indem sie bestimmte Gebrauchsweisen nahelegen, einige ermöglichen und andere ausschließen. Eingriffe in und Handlungen mit Fotografien machten und machen aus ihnen für die Wissenschaften verwendbare „Foto-Objekte“. Damit wurden sie archivierbar, klassifizierbar und konnten so den Bedürfnissen einer positivistischen Wissenschaftskultur mit ihrem Anspruch auf „Objektivität“ entgegenkommen. Die Konturierung zahlreicher akademischer Disziplinen ist daher ohne die Fotografie nicht denkbar. Hierzu trug die Bildung spezialisierter Fotoarchive als Schnittstellen von Technologie und Forschung bei. Sie waren und sind Laboratorien wissenschaftlichen Denkens, in denen Objekte aller Art als Teil eines materiellen und dynamischen Wissenssystems miteinander inter- und reagieren – von „Foto-Objekten“ in ihren diversen Manifestationsformen über Aufbewahrungsmöbel bis hin zu Karteikarten, Inventarbüchern, Referenzlisten, Grafiken und illustrierten Publikationen.
Unter der Prämisse fotografischer Materialität untersucht das Symposium das epistemologische Potential von analogen und digitalen Fotografien und Foto-Archiven in den Geistes- und Naturwissenschaften. Beiträge aus allen Disziplinen sind willkommen und sollen im Rahmen der Tagung aus einer komparatistischen Perspektive diskutiert werden. Diese Beiträge können Fallstudien oder auch theoretisch-methodische Untersuchungen umfassen. Besonders erwünscht sind daneben vergleichend angelegte Präsentationen. Im Sinne eines methodologisch-selbstreflexiven Ansatzes soll darüber hinaus auch die Konzeptionalisierung der Materialität und Mobilität von Fotografien durch Begriffe wie „Biografie“, „Itinerar“ oder „Netzwerk“ kritisch in den Blick genommen werden. Neben materialen Aspekten fotografischer Praktiken in den Wissenschaften zählen zu den möglichen Themenbereichen (jedoch nicht ausschließlich):
- die Zirkulation und Distribution von Fotografien,
- die Konstruktion Disziplinen-spezifischer Methoden im Umgang mit Fotografien,
- Ordnungs- und Klassifikationspraktiken sowie Arbeitsprozesse in Foto-Archiven,
- sowie Fotografien in verschiedenen institutionellen Kontexten (Archive, Museen, Forschungseinrichtungen, Labore).
Keynote-Speakers: Lorraine Daston, Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte, Berlin / Elizabeth Edwards, De Montfort University, Leicester.
Teil des Symposiums ist ein Workshop über das Projekt „Foto-Objekte“.
Bitte senden Sie thematisch einschlägige Abstracts (300 Wörter, deutsch oder englisch, die Vorträge sollen auf Englisch gehalten werden) für einen maximal 25-minütigen Vortrag zusammen mit einem kurzen CV bis zum 15.07.2016 an: julia.baernighausen@khi.fi.it. Die Auswahl der Vorträge wird im September 2016 bekanntgegeben.
Geplant ist eine zeitnahe Publikation der Tagungsergebnisse. Wir bitten daher darum, bei der Vorbereitung der Vorträge diese bereits als Manuskript zu konzipieren.
Reise- sowie Übernachtungskosten werden übernommen.
Konzept: Julia Bärnighausen, Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut / Costanza Caraffa, Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut / Stefanie Klamm, Sammlung Fotografie der Kunstbibliothek, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz / Franka Schneider, Institut für Europäische Ethnologie, Humboldt-Universität zu Berlin / Petra Wodtke, Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz.
Organisation: Costanza Caraffa und Julia Bärnighausen, Photothek des Kunsthistorischen Instituts in Florenz – Max-Planck-Institut.