Die Zeichen der Zeit stehen auf Wandel: Schwankende Börsenkurse, die globale Immobilien-Verteuerung und eine angeknackste Weltwirtschaft bringen immer mehr Kapitalanleger dazu, ihre Investitionen zu überdenken. Dabei gerät zunehmend ein Markt in den Fokus, der vor rund fünfzig Jahren noch als eine Art „Liebhaber-Segment“ gemieden wurde – der Handel mit Gemälden und Skulpturen. Heute ist der Kunsthandel ein attraktiver Wachstumsmarkt und eine Möglichkeit des alternativen Investments – doch wer hier mitspielen möchte, sollte sich gut auskennen.
Bereits vor fünfundzwanzig Jahren waren mit dem Verkauf von Kunstwerken horrende Gewinne zu erzielen: Im Jahre 1990 wechselte das „Portrait des Dr. Gachet“ des niederländischen Malers Vincent van Gogh für unglaubliche 82,5 Millionen US-Dollar den Besitzer. Rund zwanzig Jahre zuvor brachte Mark Rothkos viel diskutiertes Ölbild „Orange, red, yellow“ seinem Vorbesitzer rund 87 Millionen US-Dollar ein. Zu den am besten gehandelten lebenden Künstlern zählt derzeit Gerhard Richter, dessen großformatiges Gemälde „Domplatz, Mailand“ vor knapp zwei Jahren für immerhin 37,1 Millionen US-Dollar unter den Hammer kam.
Bei diesen Zahlen überrascht es nicht, dass der Kunsthandel nicht nur bei professionellen Investoren, sondern zunehmend auch bei Kleinanlegern das Image einer lohnenden Geldanlage gewinnt. Doch wie alle Wertanlagen ist auch der Kunstmarkt nicht frei von Risiken und Stolperfallen. Tatsächlich handelt es sich bei dem internationalen Handel mit Kunstgegenständen um einen weitestgehend intransparenten Markt, der mit dem „normalen“ Handel an der Börse nur schwer vergleichbar ist. Darüber hinaus kann es sich durchaus nicht jeder Anleger leisten, in Kunst zu investieren – denn wer zu hohen Preisen verkaufen will, muss auch zu entsprechend hohen Preisen einkaufen können.
Die Herausforderung: Eine gute Investition erkennen
Kunstliebhaber erstehen Kunstwerke, weil sie von ihnen fasziniert sind. Dabei gehen sie nach ganz unterschiedlichen Kriterien wie beispielsweise dem ästhetischen Wert, dem Stil oder der Originalität vor. Häufig spielen auch emotionale Gesichtspunkte eine wichtige Rolle – in der Regel kauft der Kunstliebhaber ein Bild, weil es ihm gefällt. Der Investor jedoch geht hierbei ganz anders vor, da für ihn in erster Linie der Name des Künstlers sowie sein kunsthistorischer Rang, der Erhaltungsgrad und die Provenienz des jeweiligen Kunstwerks eine Rolle spielen. Bestimmte Namen stehen für Gewinn, andere nicht. Auf diese Weise erwirbt der Investor entweder konkrete Werke, oder er investiert sein Kapital, indem er (ähnlich wie am Aktienmarkt) am Kunstmarkt auf aufstrebende und vielversprechende Künstler setzt. Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit, in sogenannte „Blue Chips“ zu investieren – in bereits etablierte Künstler also, deren Wertentwicklung in der Regel zuverlässiger ist.
Auch innerhalb der verschiedenen Kunstrichtungen gibt es enorme Unterschiede, was die prognostizierte Wertentwicklung betrifft. So hat sich während der 1980er Jahre vor allem der Handel mit Moderner Kunst als sichere Wertanlage herauskristallisiert. Wer sich in seinen Investitionen jedoch auf jene gut bekannten Werke beschränkt, sieht sich letzten Endes mit einem naturgemäß beschränkten Angebot und entsprechend begrenzten Gewinnen konfrontiert. Lohnender ist also tatsächlich die „Entdeckung“ neuer und weitestgehend unbekannter Künstler – in der Hoffnung auf eine zukünftige Wertsteigerung. Um unter den unzähligen neuen Künstlern und Künstlerinnen, die Jahr für Jahr angepriesen werden, jedoch den einen zu finden, der tatsächlich den Durchbruch schafft, bedarf es neben einer genauen Kenntnis und Beobachtung des Marktes jedoch vor allem einer großen Portion schieren Glücks.
Es ist also eben jene Sprunghaftigkeit und Fluktuation des Kunstmarktes, die das Investment in diesem Sektor zu einer solchen Herausforderung macht. Eine gute Möglichkeit, sich über entsprechende Entwicklungen und gegenwärtige Tendenzen am Markt zu informieren, sind Kunstmessen wie etwa die „documenta“ in Kassel oder die „Biennale“ in Venedig. Eine andere Möglichkeit sind auch gut recherchierte Kunstblogs. So informiert beispielsweise der Kunstblog der Galerie Zimmermann & Heitmann regelmäßig über Neuentdeckungen von Künstlerinnen und Künstlern und zeigt in diesem Rahmen auch verschiedene Investitionsmöglichkeiten auf.
Die Problematik: Hohe Einstiegssummen und geringe Liquidität
Laut CNN hat der neue Trend zur Diversifizierung des Vermögensdepots dem Kunstmarkt im Jahr 2013 bereits ein Volumen von 66 Milliarden US-Dollar eingebracht – und ein Ende dieses Zuflusses ist bisher nicht in Sicht. Allerdings wird zugleich auch immer deutlicher, dass insbesondere die Superreichen sich an den Gewinnen, die auf dem Kunstmarkt zu erzielen sind, bereichern – denn in entsprechende Fonds können vor allem die investieren, die sich die beste Produktqualität sichern können. Experten sprechen in diesem Zusammenhang von einer „Mindestbeteiligung“ in Höhe von 500.000 US-Dollar.
Wer den Handel mit Kunstwerken also als Teil seiner Investmentstrategie implementieren möchte, sollte über ausreichende finanzielle Mittel verfügen. Dies gilt insbesondere, da es sich bei Kunst um eine relativ illiquide Art von Anlage handelt, da die entsprechenden Objekte sich nicht jederzeit verkaufen lassen – jedenfalls nicht ohne teilweise immensen Verlust. Wer mit dem Kunsthandel Geld verdienen möchte, muss den Markt beobachten, die Entwicklungen interpretieren und exakt den richtigen Moment zum Verkaufen abwarten. Dieser sollte im Idealfall über Auktionen oder Galeristen vorgenommen werden. Und selbst dann kann sich der Verkaufsvorgang über mehrere Wochen oder sogar Monate hinziehen, denn nicht jedes Kunstwerk findet sofort Abnehmer.
Für Investoren, die über die entsprechenden finanziellen Mittel, ein gewisses Knowhow und einen langen Atem verfügen, kann die Investition in Kunst also überaus lohnend sein. Grundsätzlich gilt jedoch: Die Mischung macht´s! So ist sicher jeder, der es sich leisten kann, gut beraten, einen Teil seines Vermögens in Kunstwerke zu investieren. Doch nur, wer sich seiner Sache sehr sicher ist und im Falle einer Wertminderung auch zufrieden damit wäre, sich das 500.000 Dollar-Gemälde ins Wohnzimmer zu hängen, sollte ausschließlich auf den Kunsthandel als Investment setzen.
Der Artikel ist spannend und durchaus gelungen. Investition in Kunst ist heutzutage eine sinnvolle Alternative zu herkömmlich bislang populären Geldanlagen. Wer sich informiert und Hintergründe versteht kann Lohnenswertes dabei herausholen. Schöner Beitrag zu einem immer aktuellen Thema.
Gabi