Home Blog News Was bewegt die Kunstwelt #9 (08.07.-21.07.14)

Was bewegt die Kunstwelt #9 (08.07.-21.07.14)

Otto Piene: Sky Art Event
Otto Piene: Sky Art Event, 19. Juli 2014, Installationsansicht Neue Nationalgalerie Berlin, Foto: Mathias Schormann

Die spektakuläre Doppelausstellung von Otto Piene wird auf bestürzende Weise zur Retrospektive. Am vergangenen Donnerstag ist der bedeutende ZERO-Künstler in Berlin gestorben – mitten in den Vorbereitungen zu seinem großen Sky Art Event mit drei großen Luftskulpturen über der Neuen Nationalgalerie.

Bestürzung auf eine andere Art rief eine Entscheidung des Duisburger Oberbürgermeisters hervor. Er verbot eine große begehbare Skulptur von Gregor Schneider, die seit langem im Lehmbruck-Museum geplant wurde.

Außerdem wurde in den vergangenen 14 Tagen der AppArtAward verliehen, Ebay und Sotheby’s gaben ihre geplante Kooperation bekannt, drei spannende Publikationen sind erschienen und zahlreiche Ausstellungen wurden eröffnet. Wir geben Ihnen einen Überblick und präsentieren ausgewählte Stellenangebote aus der Kunst- und Kulturbranche.

Aktuelles aus der Kunstwelt

Otto Piene gestorben

Einen Tag nach der Eröffnung seiner großen Parallelausstellung in der Neuen Nationalgalerie und der Deutschen Bank KunstHalle ist der ZERO-Künstler am 17. Juli im Alter von 86 Jahren unerwartet an einem Herzinfarkt gestorben. Das lange vorbereitete Sky Art Event fand auf Wunsch seiner Familie wie geplant am Samstag, den 19. Juli statt. Drei große Luftskulpturen schweben über der Neuen Nationalgalerie.

Otto Piene zählt zu den Protagonisten der Avantgarde des 20. Jahrhunderts. 1957 gründete Piene zusammen mit Heinz Mack in Düsseldorf die international einflussreiche Künstlergruppe ZERO, die der deutschen Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg wieder internationale Anerkennung verschaffte.

Einen der vielen Nachrufe schrieb Ruth Schneeberger in der Süddeutschen Zeitung.

Kunstskandal in Duisburg

Für große Empörung sorgte die Entscheidung des Duisburger Oberbürgermeisters Sören Link (SPD), eine Raumskulpturen von Gregor Schneider im Lehmbruck-Museum zu verbieten. Dabei handelt es sich um das Werk „Totlast“ – eine 100 Meter lange und 2,20 Meter große Röhre, die durch das Museum führen sollte. Link begründete seine Entscheidung damit, dass die Stadt Duisburg nach den Ereignissen bei der Loveparade 2010 noch nicht reif für ein Kunstwerk sei, das Verwirrungs- und Paniksituationen thematisiert. Ruhrtriennale-Intendant Heiner Goebbels kritisierte das Verbot als „Affront gegen die Freiheit der Kunst“ und warf der Stadt Duisburg Zensur vor. Auch die Grünen kritisierten das Vorgehen vehement und warfen Link einen Verstoß gegen die im Artikel 5 des Grundgesetzes verankerte Freiheit der Kunst vor. Weitere Hintergrunde beschreibt DIE WELT.

Die Gewinner des AppArtAward 2014

Am 11.07.2014 verlieh das Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe (ZKM) zum vierten Mal den AppArtAward. Der Preis zeichnet die besten Kunstwerke im App-Format aus. Die Kategorien in denen der Preis verliehen wird sind „Künstlerischer Innovationspreis“, „Sonderpreis Art+Science“, „Sonderpreis Sound Art“ und „Sonderpreis Crowd Art“. Die Gewinner sowie eine Auswahl anderer Apps sind seit dem 16. Juli im ZKM ausgestellt, später sind sie weltweit auch in anderen Städten zu sehen. ARTE Creative stellt die Gewinner-Apps vor.
creative.arte.tv

Kooperation zwischen Ebay und Sotheby’s

Das traditionsreiche Auktionshaus Sotheby’s und das bekannteste Internetauktionshaus Ebay planen eine gemeinsame Internet-Plattform für die Versteigerung von Kunst, Antiquitäten und Sammlerstücken. Künftig sollen Ebay-Nutzer bei ausgewählten Auktionen von Sotheby’s in New York live im Internet mitbieten können. Die traditionellen Auktionen am Abend, bei denen wertvolle Gemälde für mehrere Millionen Dollar versteigert werden, sind nicht Teil des Plans. Das Projekt soll etwa zur Jahreswende starten und schrittweise ausgebaut werden. Sotheby’s will so von den 145 Millionen aktiven Ebay-Nutzern profitieren. Rose-Maria Gropp betrachtet den Zusammenschluss in der FAZ eher kritisch.
www.faz.net

Beiträge der MAI Tagung 2014 online

Die Fachtagung rund um das Thema “Museum und Internet” fand vom 21.-23.05.2014 in Völklingen statt. Im Mittelpunkt der Tagung standen aktuelle Aspekte der Internetnutzung im kulturellen Bereich. Nun wurden die Präsentationen der Beiträge online zur Verfügung gestellt.
www.mai-tagung.lvr.de

Neue Publikationen


Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013

Kunst am Bau hat als integraler Bestandteil der Bauherrenaufgabe des Bundes eine lange Tradition. In mehr als sechs Jahrzehnten sind im In- und Ausland zahlreiche herausragende Werke in öffentlichem Auftrag entstanden. Mit dem nun vorliegenden Buch werden 45 ausgewählte Kunst-am-Bau-Projekte der jüngsten Zeit in ihrer räumlichen Einbindung in die Architektur vorgestellt. Eingebettet in übergreifende Darstellungen zur Geschichte und Praxis von Kunst am Bau sowie Interviews mit Künstlern, Architekten und Auftraggebern.

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Die Kunst der Postproduktion. Jeff Koons in seinen Interviews

Seit Andy Warhol hat es wohl kaum einen Künstler gegeben, der so gezielt eine Verbindung mit den Medien eingegangen ist wie Jeff Koons. Seit mehr als drei Jahrzehnten richtet er sich per Interview an sein imaginiertes Massenpublikum und ruft zur Versöhnung mit dem Massengeschmack auf. Anne Breucha zeigt, dass Koons mit einem System wiederkehrender Topoi operiert, mit dem er von Anbeginn seine Karriere und die Rezeption seiner Arbeiten gesteuert hat.

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Fashion Germany. Kreative Stories Trends

Fashion Germany präsentiert die deutschen Stars vor und hinter den Kulissen der internationalen Fashion-Welt. Es ist ein Bildband der besonderen Art: exklusive Interviews, handschriftliche Beiträge, persönlich ausgewähltes Material, eigens für das Buch geschriebene Texte und Statements sowie hochkarätige Fotografien von Mode-Ikonen wie Wolfgang Joop, Bernhard Wilhelm, Veruschka oder Claudia Schiffer ergeben ein faszinierendes Bild der Modelandschaft Deutschland.

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Aktuelle Ausstellungen

LICHTBILDER. Fotografie im Städel Museum von den Anfängen bis 1960

Frankfurt, Städel Museum, 9.07. – 5.10.2014
Im Jahr 1845 war das Frankfurter Städel Museum das erste Kunstmuseum weltweit, das Fotografien ausstellte. Nur sechs Jahre zuvor wurde die Erfindung des neuen Mediums in Paris bekanntgegeben – ein Ereignis, das sich 2014 zum 175. Mal jährt. Mit „Lichtbilder. Fotografie im Städel Museum von den Anfängen bis 1960“ wird den wichtigsten Tendenzen der europäischen Fotokunst nun eine umfassende Sonderausstellung gewidmet, die an jene Ausstellungstradition anknüpft und die unlängst umfangreich erweiterten Fotobestände im Bereich Kunst der Moderne des Städel präsentiert. Neben Pionieren wie Nadar, Gustave Le Gray, Roger Fenton und Julia Margaret Cameron zeigt die Schau Fotografie-Heroen des 20. Jahrhunderts wie August Sander, Albert Renger-Patzsch, Man Ray, Dora Maar oder Otto Steinert.
www.staedelmuseum.de

Städel - Lichtbilder - Man Ray, 1926
Man Ray (1890–1976), Schwarz und Weiß, 1926 (Abzug 1993 von Pierre Gassmann), Silbergelatine-Abzug, 24,8 x 35,3 cm, Städel Museum, Frankfurt am Main, Foto: Städel Museum – ARTOTHEK, © VG Bild-Kunst, Bonn 2014

 

Europas beste Bauten. Mies van der Rohe Award 1988 – 2013

Architekturzentrum Wien, 10.07. – 15.09.2014
Der Mies van der Rohe Award ist heute einer der wichtigsten und prestigeträchtigsten Preise für Architektur im europäischen Wettbewerb. Alle zwei Jahre wird der mit insgesamt 80.000 EUR dotierte Preis ausgelobt und vergeben. Sein Hauptanliegen ist die Anerkennung und Würdigung herausragender Verdienste im Bereich der Architektur innerhalb Europas. Insgesamt werden in der Wanderausstellung 39 ausgezeichnete Bauten aus ganz Europa anhand von Plan- und Fotomaterial sowie zahlreichen Modellen gezeigt. Bereichert wird die Ausstellung durch die virtuelle Präsentation von 15 zusätzlichen Nominierungen mit österreichischer Beteiligung.
www.azw.at

40I10 – 40 Jahre Sammlung – 10 Jahre Museum Frieder Burda

Staatliche Kunsthalle Baden-Baden & Museum Frieder Burda 12.7. – 26.10.2014
Das Museum Frieder Burda und die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden feiern gemeinsam mit einer großen Jubiläumsausstellung das 10-jährige Bestehen des Museum Frieder Burda und präsentieren Highlights der seit 40 Jahren stetig wachsenden Sammlung Frieder Burda. Schwerpunkte der Jubiläumsschau bilden der Deutsche Expressionismus mit Werken von Ernst Ludwig Kirchner, August Macke und Max Beckmann, Gemälde des späten Picasso sowie Arbeiten des Amerikanischen Abstrakten Expressionismus mit Künstlern wie Jackson Pollock, Willem de Kooning und Mark Rothko. Besonders umfassend widmet sich die Sammlung auch den international renommierten deutschen Künstlern der Gegenwart wie Gerhard Richter, Georg Baselitz, Markus Lüpertz und Sigmar Polke, von denen ausgewählte Meisterwerke zu sehen sind.
www.kunsthalle-baden-baden.de

KUNST. SCHULE. LEIPZIG – Malerei und Grafik nach 1947

Leipzig, Museum der bildenden Künste, 13.07. – 19.10.2014
Zum 250-jährigen Jubiläum der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig präsentiert das Museum der bildenden Künste Leipzig eine Auswahl von Gemälden und Grafiken aus der eigenen Sammlung von Künstlerinnen und Künstlern, die seit 1947 an der Hochschule in der Abteilung Malerei und Grafik gelehrt haben. Die Werke wurden chronologisch nach Beginn der Lehrtätigkeit der jeweiligen Künstlerinnen und Künstler geordnet, so dass verschiedene Phasen und Schwerpunkte der Hochschule sowie Kontinuitäten und Brüche der künstlerischen Auffassungen aufgezeigt werden.
www.mdbk.de

Otto Piene. More Sky

Berlin, Neue Nationalgalerie & Deutsche Bank KunstHalle, 17.07. – 31.08.2014
Otto Piene zählt zu den großen Pionieren und Erneuerern in der Kunst des 20. Jahrhunderts. Noch ausgebildet als Maler hat er sich von den klassischen Kunstformen bereits Mitte der 1950er Jahren abgewandt und stattdessen den Raum für die Kunst geöffnet. Die Neue Nationalgalerie und Deutsche Bank KunstHalle widmen dem Künstler nun drei spektakuläre Projekte in Berlin: eine Ausstellung zum visionären Frühwerk (Deutsche Bank KunstHalle), eine Re-Inszenierung der bedeutenden Dia-Arbeit „The Proliferation of the Sun“ (Neue Nationalgalerie) sowie ein Sky Art Event im Außenbereich der Neuen Nationalgalerie.
www.ottopieneinberlin.de

OFF THE WALL! Bildräume und Raumbilder

Kunsthalle Nürnberg, 17.07. – 12.10.2014
Über Jahrhunderte war Malerei ein äußerst diskretes Medium. Selbstgenügsam hing der Bildträger – unabhängig von der Beschaffenheit des ihn umgebenden Raumes – flach an der Wand. Die Kunsthalle Nürnberg präsentiert nun Positionen gegenwärtiger Malerei, die diese klassische Flachheit des Mediums selbstbewusst infrage stellen. Die eigens für die Ausstellung konzipierten Werke von Cornelia Baltes, Benjamin Houlihan, Markus Linnenbrink, Claudia & Julia Müller, Christine Streuli und Alexander Wolff beschränken sich nicht auf einen planen Bildträger, sondern werden volumenhaft, dehnen sich aus und greifen in die dritte Dimension. Malerei wird zum skulpturalen Objekt, der flache Bildträger zu dreidimensionalen Illusionsräumen transformiert und der architektonische Umraum durch installative Verfahren in die Kompositionen einbezogen.
www.kunstkulturquartier.de

Richard Avedon. Wandbilder und Porträts

München, Museum Brandhorst, 18.07. – 09.11.2014
Richard Avedon (1923- 2004) gilt als einer der bedeutendsten und einflussreichsten Modefotografen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Neben der reinen Modefotografie, die die finanzielle Basis seines Wirkens garantierte, war es Avedons Aufgabe, für Reportagen oder Berichte über bedeutende Persönlichkeiten Porträts von ihnen zu machen. Ein weites Panorama der kulturellen und politischen Eliten Amerikas ist auf diese Weise entstanden. Die Ausstellung zeigt fotografische Wandbilder von immensen Ausmaßen, die von bewegenden Porträts verschiedener Werkgruppen begleitet werden. Wer Avedon bislang nur als Modefotograf kannte, wird beeindruckt feststellen müssen, dass er weit mehr war als das: sozialkritisch und politisch engagiert, vor allem aber ein Künstler mit einem tiefgreifenden Blick für die Menschen, die er vor seine Kameralinse brachte.
www.museum-brandhorst.de

Call for Papers

87. Kunsthistorischer Studierendenkongress – Ansichtssache

Der Kunsthistorische Studierendenkongress (KSK) des Wintersemesters 2014/15 wird vom 27. bis zum 30. November 2014 unter dem Motto „Ansichtssache“ in Heidelberg stattfinden.

Kunsthistorische StudierendenkongressKunst ist eine Ansichtssache. Ob es um die Betrachtung eines Werkes, um Interpretationen oder Perspektiven geht, Ansicht lässt sich vielschichtig verstehen: Welche Ansichten bietet ein Werk? Welche Ansichten des Künstlers, des Auftraggebers oder der Gesellschaft spiegelt es wider? Welche Ansichten bestehen über ein Objekt und prallen gar aufeinander?

Abstracts zu Vorträgen, Workshops und anderen Formaten (max. 2.500 Zeichen inkl. Leerzeichen) können zusammen mit einem kurzen akademischen Lebenslauf bis 31. August 2014 eingesendet werden.

www.uni-heidelberg.de

Haben Sie das gesehen?

Kunst und Provokation im Zarenpalast – Die Europäische Biennale in Sankt Petersburg

Als Kasper König Kurator der europäischen Biennale Manifesta 10 in Sankt Petersburg wurde, ahnte er nicht, in welchen politischen Hexenkessel er sich begab. Der Film begleitet Kasper König in seinem nicht einfachen Alltag in Sankt Petersburg. Die Widerstände der russischen Seite und die bürokratischen Hürden sind erheblich. Werden westliche, russische und ukrainische Künstler ihre polarisierenden künstlerischen Sichtweisen präsentieren können? (52min, verfügbar bis 23.07.2014)
www.arte.tv

Die Geschichtensammlerin: Julia Stoschek und ihre Videokunst

Sie sammelt Videoarbeiten, Filme, Fotografie und Installationen und zeigt ihre Kollektion in einem eigenen Museum in Düsseldorf. Längst hat ihre Sammlung einen internationalen Ruf. Der WDR stellt Stoschek und ihre Sammlung vor. (5:05 min, verfügbar bis 08.07.2015)
www.ardmediathek.de

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hat Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert. Er arbeitete bei der Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt an mehreren Ausstellungen und Publikationen mit und war als Redakteur und Kurator tätig. 2011 gründete er kunstgeschichte.info.

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