Home Blog News Was bewegt die Kunstwelt #8 (25.06.-08.07.14)

Was bewegt die Kunstwelt #8 (25.06.-08.07.14)

Schirn: Paparazzi - Mouron, Kate Moss, 1992
Bruno Mouron, Kate Moss während der Fashion Week Paris, 1992, Silbergelatineabzug 20 x 30 cm, Courtesy Bruno Mouron/Agence Sphinx

In St. Petersburg wurde nun die europäische Kunstbiennale „Manifesta“ eröffnet. Aufgrund der russischen Politik gab es im Vorfeld zahlreiche Boykottaufrufe. Jetzt schauen alle, ob der deutsche Kurator Kaspar König auch Raum für Kritik am Kreml gelassen hat.

Welchen Stellenwert die Kultur in Deutschland hat, untersucht das Kulturstädteranking 2014. Es verrät Ihnen, welche Großstadt das reichhaltigste Kulturangebot zu bieten hat.

Neben weiteren Nachrichten aus der Kunstwelt empfehlen wir Ihnen außerdem zwei aktuelle Publikationen, stellen Ihnen neue spannende Ausstellungen vor und versorgen Sie wie gewohnt mit ausgewählten Stellenangeboten.

Aktuelles aus der Kunstwelt

Manifesta 10 trotz Kritik planmäßig eröffnet

Trotz zahlreicher Boykottaufrufe wurde die 10. Manifesta plangemäß eröffnet. Austragungsort in diesem Jahr ist die Eremitage in Sankt Petersburg. Aktuelle Arbeiten wurden zwischen Exponaten der Museums-Sammlung platziert. Die Wander-Biennale der modernen Kunst wird vom deutschen Kurator Kaspar König kuratiert. Kurz nach der Unterzeichnung des Kuratorenvertrages wurde in Russland das Homosexuellen-Gesetz verabschiedet. Darauf folgte das NGO-Gesetz, die Annektierung der Krim und zuletzt das Verbot von Schimpfwörtern in den Medien. Deshalb haben viele Künstler zum Boykott der Manifesta aufgerufen.

König setzt auf bewährte Namen: Ilya Kabakov, Joseph Beuys, Gerhard Richter, Katharina Fritsch, Bruce Nauman, Wolfgang Tillman – es fehlen unbekannte junge russische Künstler im Programm. Große Provokationen bleiben aus, doch es sind auch Arbeiten zu sehen, die sich kritisch mit der Politik des Kremls beschäftigen. So hat etwa die südafrikanische Künstlerin Marlene Dumas Porträts von prominenten homosexuellen Geistesgrößen gemalt. Zu sehen sind auch Fotografien von Boris Michailow, die das proeuropäische Protestlager Maidan in Kiew zeigen. Putin lässt die Manifesta beobachten und es bleibt abzuwarten, ob vor Ort ansässige Unterstützer der Biennale auch nach der Abreise von König und seinem Team noch in ihren Ämtern bleiben werden. Die Biennale läuft noch bis zum 31. Oktober. Zu den 125 Ausstellungstagen werden 500.000 Besucher erwartet.
manifesta10.org

Kulturstädteranking 2014: Stuttgart erneut auf Platz 1

Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut HWWI hat im Auftrag der Privatbank Berenberg zum zweiten Mal nach 2012 die 30 größten Städte Deutschlands im Hinblick auf ihr Kulturleben untersucht. Stuttgart, München, Dresden, Berlin und Bonn sind erneut die Top 5, Düsseldorf und Köln verbessern sich deutlich, die Ruhrgebietsstädte sind wieder auf den letzten Plätzen.
www.hwwi.org

Corinne Wasmuht mit Käthe-Kollwitz-Preis ausgezeichnet

Mit der Auszeichnung würdigt die Akademie der Künste in Berlin das Werk einer Malerin, die in den letzten zwei Jahrzehnten einzigartige urbane und illusionistische Raumbilder geschaffen hat, in denen gegenständliche und abstrakte Strukturen verschmelzen. Die Jury unterstrich insbesondere, dass die großformatigen, vielschichtigen Ölgemälde von Corinne Wasmuht unendlich multiplizierbare Spiegelbilder zu sein scheinen. Sie geben die Weite und Geschwindigkeit unserer vernetzten Kultur wieder und stehen für unsere unstillbare Sehnsucht nach Bildern und Informationen. Die mit 12.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde am 3. Juli in Berlin verliehen. Anlässlich der Preisvergabe zeigt die Akademie der Künste am Hanseatenweg eine Ausstellung mit Gemälden der Künstlerin.
www.adk.de

Hagia Sophia soll wieder eine Moschee werden

Als Kirche errichtet wurde die Hagia Sophia nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen im Jahr 1453 in eine Moschee umgewandelt und 1934 zum Museum deklariert. Nun ist um das Wahrzeichen der Stadt Istanbul eine Debatte entbrannt. Aus dem heutigen Museum wollen türkische Nationalisten wieder eine Moschee machen. Anlass des Streites sind die bevorstehenden Kommunalwahlen in der Türkei.
www.faz.net

In China soll der „Eiffelturm des 21. Jahrhunderts“ entstehen

In der 10-Millionen-Metropole Wuhan sollen die höchsten Zwillingstürme der Welt entstehen, die nicht weniger als tausend Meter hoch sind. Ziel ist es, ein Wahrzeichen zu schaffen, um den heimischen Tourismusmarkt anzukurbeln. Spiegel Online interviewte den britischen Architekten Laurie Chetwood, der erläutert, warum er so hoch bauen will.
www.spiegel.de

Neue Publikationen


Warum Photographie als Kunst so bedeutend ist wie nie zuvor

Michael Fried (geb. 1939), Professor am Humanities Center der John Hopkins University in Baltimore, Maryland, ist einer der führenden und – nicht nur in den USA – meistdiskutierten Kunst-, Literatur- und seit neuestem auch Photokritiker der Gegenwart. Sein Interesse an der Photographie geht auf eine Begegnung und die daraus resultierende Freundschaft mit Jeff Wall vor etwa zehn Jahren zurück. Dessen Arbeiten und theoretischer Ansatz, die in diesem Buch besonders ausführlich behandelt werden, waren für ihn der Ausgangspunkt, sich intensiv mit dem zu beschäftigen, was er als „neuere Künstlerische Photographie“ bezeichnet.

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Karl der Große. Karls Kunst

Kostbare Handschriften, Elfenbeinschnitzereien und Goldschmiedearbeiten, die sonst in berühmten Museen, Bibliotheken und Schatzkammern Europas aufbewahrt werden, sind anlässlich des 1200. Todestages nach Aachen zurückgekehrt und in diesem Band vereint. Neun Essays würdigen die ästhetische Qualität der Objekte, erschließen deren Bedeutung sowie deren politische und rituelle Funktion. Ausgewählte Referenzobjekte machen deutlich, in welchen Traditionen »Karls Kunst« stand.

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Aktuelle Ausstellungen

PAPARAZZI! Fotografen, Stars und Künstler

Frankfurt, Schirn Kunsthalle, 27.07. – 12.10.2014
Sie sind Jäger, die zu Gejagten werden. Seit nun beinahe einem halben Jahrhundert gehen sie offiziell ihrem Handwerk nach. Federico Fellini setzte ihnen 1960 in seinem berühmten Film „La Dolce Vita“ ein zweifelhaftes Denkmal. Er schuf die Figur des Boulevard-Fotografen „Paparazzo“, dessen Namen man als Verbindung der Wörter „pappatace“ (Sandmücke) und „ragazzo“ (Junge) lesen kann. Sein Ziel: das heimliche Verfolgen und Belauern von mehr oder weniger bekannten Persönlichkeiten, um vermeintlich Geheimes und Privates exklusiv zu veröffentlichen. In der Ausstellung wird das Thema nun erstmals eingehend kunstsoziologisch betrachtet. Die umfassende Schau – organisiert vom Centre Pompidou-Metz in Kooperation mit der Schirn Kunsthalle Frankfurt – geht der Spur eines modernen Mythos nach, stellt die Techniken und die Ästhetik dar und hinterfragt die komplexen Beziehungen, die mitunter zwischen Star und Paparazzi entstehen. Rund 500 Arbeiten und Dokumente ermöglichen einen ganz neuen Blick auf dieses globale Phänomen.
www.schirn.de

Wassily Kandinsky. Lehrer am Bauhaus

Berlin, Bauhaus Archiv, 25.06. – 08.09.2014
Wassily Kandinsky (1866-1944) war einer der wichtigsten Lehrer am Bauhaus, sein Unterricht ist bisher jedoch nur in Teilen erforscht und dokumentiert. Die Ausstellung präsentiert erstmals Dokumente und Materialen aus internationalen Archiven und Sammlungen, die es ermöglichen, Kandinskys Unterricht am Bauhaus umfassend darzustellen. Zu sehen sind Aufzeichnungen, die Kandinsky zur Vorbereitung seines Unterrichts anfertigte sowie das in seinem Unterricht verwendete Abbildungsmaterial. Neben Mitschriften und Unterrichtsübungen der Schüler werden Druckgrafiken und Aquarelle Kandinskys aus seiner Zeit am Bauhaus präsentiert, flankiert von ausgewählten Werken seiner Kollegen.
www.bauhaus.de

HOLLEIN

Wien, MAK-Ausstellunghalle, 25.06. – 05.10.2014
Als Gestalter im umfassendsten Sinn hat Hans Hollein dem Begriff „Architektur“ eine neue Dimension verliehen und mit seiner bis heute aktuellen Analyse der „vom Menschen gestalteten Welt“ ein wegweisendes Statement zu einer grundlegenden Frage gesetzt: „Was ist Design?“. Die Ausstellung taucht in sein reiches Universum ein und unternimmt anhand von großteils noch nie öffentlich gezeigten Materialien aus dem Archiv Hans Holleins – wie Arbeitsmodellen, Originalzeichnungen, Objekten und Ausstellungsrelikten, Skizzen, Notizen, Konzeptpapieren, Fotografien, Filmen u. v. m. – eine umfassende Neubetrachtung seines Gesamtwerks.
www.mak.at

Ich bin ein Sender. Multiples von Joseph Beuys

Berlin, Pinakothek der Moderne, 26.06. – 11.01.2015
Seit Mitte der 1960er Jahre bis zu seinem Tod im Jahr 1986 schuf Joseph Beuys über 500 Multiples – preiswerte, in hoher Auflage produzierte Kunstwerke, durch die er seine Ideen einer großen Öffentlichkeit zugänglich machen wollte. In dieser Werkgruppe experimentierte er mit einer Vielzahl von Formaten und Materialien. Mit den entstandenen Objekten und Papierarbeiten, konnte der Künstler ein breiteres Publikum erreichen, als dies mit Einzelstücken oder Aktivitäten, wie Performances, Vorträgen oder Diskussionsrunden möglich gewesen wäre. Beuys verstand sich selbst als Sender und sah in den Multiples »Antennen«, die seine Visionen verbreiten sollten: »Ich bin ein Sender«, verkündete er, »ich strahle aus!«.
www.pinakothek.de

Broken. Slapstick, Comedy und schwarzer Humor – Sammlung Goetz im Haus der Kunst

München, Haus der Kunst, 27.06. – 18.01.15
Schadenfreude ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft. In der Film- und Unterhaltungsindustrie haben sich mit Slapstick, Comedy und schwarzem Humor beliebte Genres entwickelt, um ungestraft über das Missgeschick von anderen lachen zu können. Slapstick bezeichnet eine spezielle Form der Filmkomödie, die von einer körperbezogenen Situationskomik charakterisiert ist und meist ohne Worte auskommt. Sie verleitet den Zuschauer, über Dinge zu lachen, die aus einem anderen Blickwinkel betrachtet eher das Gegenteil von lustig sind. 
Die siebte Ausstellung in der Reihe „Sammlung Goetz im Haus der Kunst“ versammelt 14 Arbeiten der Medienkunst, die diese Grenze ausloten und zum Teil bewusst überschreiten.
www.hausderkunst.de

Freundliche Übernahme. Künstler zeigen ihre Sammlung

MARTa Herford, 28.06. – 5.10.2014
Sieben internationale Künstlerinnen und Künstler stellen ihre zum Teil verborgene Sammelleidenschaft vor. Die Sammelgebiete reichen dabei von bemerkenswerten Werken der Künstlerkollegen über historische Fotografien bis hin zu Alltagsobjekten. Das Besondere der Ausstellung aber besteht darin, dass die Beteiligten dem Museum ihre Sammlungen nicht einfach nur ausleihen, sondern jeweils ihr individuelles, sehr persönliches „Museum der Leidenschaft“ inszenieren, das vielfach auch eigene Werke mit einbeziehen wird. Gezeigt werden Künstlersammlungen von Herbert Brandl, Bogomir Ecker, Helmut Federle, Katharina Grosse, Friedrich Kunath, Jonathan Meese und Karin Sander.
marta-herford.de

Von Warhol bis Richter. Grafik zwischen Foto und Druck

Essen, Museum Folkewang, 28.06. – 28.09.2014
In den 1960er Jahren findet in der Druckgrafik eine mediale Revolution statt: Erstmals entstehen grafische Blätter, deren Motive ganz wesentlich auf Fotografien zurückgehen. Bei der Überführung in eine Druckgrafik erfahren die Fotos eine Umarbeitung und Interpretation, doch bleibt für den Betrachter die Ableitung des Motivs vom fotografischen Bild immer erkennbar. Die Ausstellung präsentiert erstmals umfassend den Bestand an fotobasierter Druckgrafik der 1960er und 1970er Jahre aus der Grafischen Sammlung des Museum Folkwang. Zu sehen sind rund 80 Arbeiten, darunter so berühmte Werke wie die Serien Electric Chairs und Marilyn Monroe von Andy Warhol aus den Jahren 1964 und 1971.
www.museum-folkwang.de

Wir sagen Ihnen, wo Sie aktuelle Ausstellungen in Ihrer Region finden.

Save the Date

AppArtAward 2014

Karlsruhe, Medientheater des ZKM, 11.07.2014, 20 Uhr
Das ZKM | Zentrum für Kunst und Medientechnologie Karlsruhe und das Cyberforum verleihen zum vierten Mal den AppArtAward. Mit dem Preis werden die besten Kunstwerke im App-Format prämiert, die sich als avancierte künstlerische Anwendungen auszeichnen. Neben ästhetischen Aspekten steht die kreative Integration und Nutzung technologischer Möglichkeiten im Fokus. Die Kategorien des AppArtAwards 2014 sind «Künstlerische Innovationspreis», «Sonderpreis Art+Science», «Sonderpreis Sound Art» und «Sonderpreis Crowd Art» – je mit 10.000€ dotiert.
www.app-art-award.org

Art Bodensee 2014

Dornbirn, 11.07. – 13.07.2014
Mit rund 70 Galerien und Institutionen auf 5.000 m2 zeigt die Art Bodensee eine großzügige Auswahl moderner, neuer und neuester Kunst. Neben internationalen Künstlern und Galerien präsentiert die Art Bodensee auch in diesem Jahr eine herausragende Sonderschau – diesmal mit Werken aus dem Museum Biedermann.
artbodensee.messedornbirn.at

Haben Sie das gesehen?

David Bayle. Eine Fotolegende

David Bailey ist eine Ikone. Seit 50 Jahren tanzt er auf dem Grat zwischen moderner Kunst und Popkultur und bereichert beide Sphären mit seiner innovativen Arbeit. Die Dokumentation zeigt ein intimes Porträt des Künstlers, der durch seine scharfe Beobachtungsgabe zum Chronisten seiner Zeit und zur stilbildenden Figur der Moderne wurde. (52min, verfügbar bis 9.07.2014)
www.arte.tv

Per Kirkeby. Der Natur auf der Spur (BR Lido)

Per Kirkeby, der Große des Nordens, ist ein herausragender Vertreter der skandinavischen Gegenwartskunst. Die Regisseurin Evelyn Schels durfte ihn in seinem Atelier in Kopenhagen besuchen und ihn bei der Arbeit an seinen großformatigen Bildern beobachten. (44min)
www.br.de/mediathek

Helene und Wolfgang Beltracchi (SWR lesenswert)

Über 30 Jahre lang hielt das Ehepaar Helene und Wolfgang Beltracchi die Kunstwelt zum Narren. Er fälschte Henri Matisse, Max Ernst, Francis Picabia und Max Pechstein, Ehefrau Helene Beltracchi verkaufte die Werke. Am 27. Oktober 2011 wurde Wolfgang Beltracchi in einem der größten Kunstfälscher-Prozesse der Welt zu sechs Jahren Haft verurteilt. 2014 erschien die von Helene und Wolfgang Beltracchi verfasste Autobiografie „Selbstporträt“. In „lesenwert sachbuch“ sind Helene und Wolfgang Beltracchi zu Gast bei Walter Janson. (29min, verfügbar bis 12.08.2014)
www.ardmediathek.de

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hat Kunstgeschichte, Germanistik und Geschichte an der Friedrich-Schiller-Universität Jena studiert. Er arbeitete bei der Stiftung für Konkrete Kunst und Design Ingolstadt an mehreren Ausstellungen und Publikationen mit und war als Redakteur und Kurator tätig. 2011 gründete er kunstgeschichte.info.

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