Home Ausstellungen Sammlung Generali Foundation jetzt im MdM Salzburg

Sammlung Generali Foundation jetzt im MdM Salzburg

Hans Haacke: Und Ihr habt doch gesiegt, 1988
Hans Haacke: Und Ihr habt doch gesiegt, 1988, © Generali Foundation. Foto: Werner Kaligofsky

Das Museum der Moderne Salzburg (MdM) geht mit der international renommierten Generali Foundation eine Partnerschaft ein und holt deren hochkarätige Kunstsammlung nach Salzburg. In der Ausstellung „Proudly Presenting“ stellt das Museum eine erste Auswahl aus den insgesamt etwa 2.100 Werken von über 200 Künstlern vor und gewährt damit einen Einblick in einige der Charakteristika dieser bekannten Sammlung.

Walter Pichler: Großer Raum (Prototyp 3), 1966-67
Walter Pichler, Großer Raum (Prototyp 3), 1966-67, Skulptur, Aluminium, Zink gespritzt, PVC-Folie, pneumatisch, elektrisches Gebläse, 450 x ø 500 cm, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky

Die Sammlung Generali Foundation wird dem Museum der Moderne als Dauerleihgabe für zunächst 25 Jahre anvertraut. In einer eigens gewidmeten Ebene des Museums auf dem Mönchsberg werden ganzjährig Werke der Sammlung gezeigt. Diese werden in rotierenden Ausstellungen jeweils in Dialog mit den anderen Beständen des Museum der Moderne gesetzt.

Adrian Piper: Black Box/White Box, 1992
Adrian Piper, Black Box/White Box, 1992, Multi-Media Installation, Schwarzer und weißer Raum, à ca. 244 x 244 x 244 cm, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky

Ebenso führt die Generali Foundation ihre Sammeltätigkeit in Partnerschaft mit dem Museum der Moderne fort. Mittelfristig werden auch die umfangreiche Fachbibliothek und das Archiv der Generali Foundation in Räumlichkeiten des Museum der Moderne öffentlich zugänglich gemacht. Die Generali Gruppe Österreich übernimmt auch weiterhin die Verantwortung für die Generali Foundation und wird dem Museum der Moderne entsprechende Mittel zur Sicherstellung der erforderlichen personellen und finanziellen Ressourcen für diese Aktivitäten zur Verfügung stellen. Ende 2015 sollen die 2.100 Werke von Wien nach Salzburg transferiert werden.

Franz West: Genealogie des Ungreifbaren, 1997
Franz West, Genealogie des Ungreifbaren, 1997, Installation, Vitrine für 5 „Passstücke“, 215 x 405 x 100 cm, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky

Der bisherige Ausstellungsraum in Wien wird geschlossen. Am neuen Standort benötigt die Generali Foundation weitaus weniger Personal als bisher. Der Konzern kann dadurch enorme Personalkosten einsparen. Von den bisher zwölf Mitarbeitern könnten nur drei mit nach Salzburg wechseln. Sabine Folie, Direktorin der Generali Foundation, und ihre Mitarbeiter waren bis zur Pressekonferenz in Salzburg weder über die Entscheidung noch über die Pläne des Vorstands informiert.

Die Sammlung Generali Foundation

Die Generali Foundation wurde 1988 mit dem Ziel gegründet, zeitgenössische bildende Kunst zu fördern. Dr. Sabine Breitwieser hatte die Sammlung des Konzerns zwischen 1988 und 2007 aufgebaut. Seit Herbst 2013 ist sie Direktorin des Museums der Moderne in Salzburg und ist nun erneut für die Sammlung verantwortlich.

Bruno Gironcoli: Schuhe, 1970-71
Bruno Gironcoli: Schuhe, 1970-71, Installation, Aluminiumguss, Steckdosen mit Elektrokabel, Eisen, silberfarben lackiert, Stoff, Glas, grüne Keramikfliesen, auf Pressspansockel, 505 x 324 x 90 cm, © Generali Foundation, Foto: Werner Kaligofsky

Der Schwerpunkt der Sammeltätigkeit lag zunächst auf österreichischer Skulptur der Nachkriegszeit und wurde bald auf die Thematisierung von sozialem Raum in der internationalen Kunst verlagert. Fotografie, Film, Video und Installation – kurzum Medien, die Künstlern eine prozessorientierte Arbeitsweise ermöglichen – bestimmen die Sammlung. Konzeptkunst sowie medien- und gesellschaftskritische Werke aus den 1960er- und 1970er-Jahren treten darin in Dialog mit Arbeiten einer jüngeren Generation von Künstlern.

Privatsammlungen in Museen

Der Sammlungsbestand des Museums der Moderne vergrößert sich durch diese Partnerschaft nicht nur quantitativ, sondern erreicht neue qualitative Dimensionen. „Damit werden am Museum der Moderne Salzburg mit einem Schlag nicht mehr aufzuholende Sammlungsdefizite im Bereich der internationalen Kunst von den 1960er-Jahren bis in die Gegenwart wettgemacht, betont Dr. Sabine Breitwieser.

Man darf aber bei aller Euphorie nicht übersehen, dass es sich hier um eine (Teil)Privatisierung eines öffentlichen Museums handelt. Der Versicherungskonzern spart nicht nur Personalkosten ein, sondern auch die Kosten für wichtige Posten wie Öffentlichkeitsarbeit oder Marketing und profitiert sogar von einer Wertsteigerung der Sammlung durch die Ausstellung in einem öffentlichen Museum.

Das klingt eigentlich nach einer klassischen Win-Win-Situation: Das Museum bekommt wichtige Werke der Gegenwartskunst zur Verfügung gestellt, der Leihgeber profitiert im Gegenzug von der Aufwertung seiner Sammlung. Doch diese Entwicklung ist durchaus kritisch zu betrachten, denn so kommt die aus Steuermitteln finanzierte Infrastruktur des Museums der Moderne dem Konzerninteresse zugute. Auch die Sammlungsstrategie richtet sich von nun an mit Sicherheit stark an den Interessen der Generali Foundation aus.

Das Problem liegt in den dramatisch geschrumpften Ankaufetats der öffentlichen Sammlungen. Viele von ihnen verfügen über keinen festen Etat oder dieser ist so gering, dass eine ordentliche Ankaufspolitik gar nicht möglich ist. Hinzu kommen die steigenden Preise auf dem Kunstmarkt. Gerade für Werke der Gegenwartskunst werden ständig neue Rekorde erreicht. Der Ankauf von wichtigen Werken zur sinnvollen Ergänzung der Sammlung wird für staatliche Museen immer schwieriger. Eine Kooperation zwischen öffentlichen Hand und Privatwirtschaft ist deshalb eine verführerische Möglichkeit, die eigene Sammlung zu ergänzen. Die Museen laufen dadurch aber Gefahr, ihre Unabhängigkeit zu verlieren und zu Marionetten der Konzerne zu werden.

Proudly Presenting. Sammlung Generali Foundation
Museum der Moderne Salzburg
26.4.2014 – 12.10.2014
www.museumdermoderne.at
www.foundation.generali.at

Diskutieren Sie mit uns

Bitte geben Sie Ihren Kommentar ein!
Bitte geben Sie hier Ihren Namen ein