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Erwin Wurms „One Minute Sculptures“ im Frankfurter Städel

Erwin Wurm, One Minute Sculptures
Erwin Wurm (*1954); One Minute Sculpture, 1997; c-print, 45 x 30 cm; courtesy: Centre Georges Pompidou, Paris; FRAC Limousin, Limoges; © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Das Städel Museum zeigt vom 7. Mai bis zum 13. Juli 2014 die Ausstellung „Erwin Wurm: One Minute Sculptures“. Ältere und extra für die Ausstellung entwickelte Werke des österreichischen Künstlers wurden in die Ausstellungsräume des Städel Museums integriert. Wurms interaktive Arbeiten fordern die Besucher dazu auf, die sie umgebenden Kunstwerke des Museums nicht mehr nur zu betrachten, sondern diese und sich selbst neu zu erfahren. Auf dem Weg durch die Städel-Sammlung mit Werken aus über 700 Jahren Kunstgeschichte finden die Besucher eher zufällig Sockel, Stühle und andere Displays mit Handlungsanweisungen wie dieser vor:

Erwin Wurms "One Minute Sculptures" im Frankfurter Städel
Erwin Wurm: Handlungsanweisung (Sigmund Freud modern), 2005, Kugelschreiber auf Papier, 29,7 x 21 cm, Courtesy: private collection, © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Der Anblick von leeren Sockeln, Podesten und Stühlen wird viele Besucher zunächst irritieren. An den Sockeln oder an der Wand befinden sich Zeichnungen und kurze schriftliche Anleitungen, die den Besucher instruieren und dazu ermutigen sollen, für die Dauer von 60 Sekunden zum Kunstwerk – zur „One Minute Sculpture“ – zu werden. Seit 1997 entsteht diese Werkreihe von Erwin Wurm, die vom Künstler in Fotografien und Videos dokumentiert wird. Populär wurde sie unter anderem durch die Red Hot Chili Peppers, die im Video zu ihrer Single „Can’t Stop“ aus dem Jahr 2003 zur One Minute Sculpture wurden.

Vom Betrachter zum Kunstwerk

Während 60 Sekunden als Lebenszeit einer Skulptur im klassischen Sinne überaus kurz erscheinen, ist das Verharren eines lebendigen Körpers in einer einzigen Position über diesen Zeitraum eine wahre Herausforderung. Das Bewusstwerden über den eigenen Körper, seine Möglichkeiten und seine Grenzen sowie die Beherrschung desselben sind wichtige Aspekte im Werk Erwin Wurms. Durch die aktive Teilnahme des Besuchers, der als One Minute Sculpture gleichzeitig lebendes Kunstwerk und Modell, Performer und Assistent des Künstlers sowie dessen Material ist, hinterfragt Wurm die Rolle des Betrachters und die Grenzen der Gegenwartskunst.

Erwin Wurm Ausstellung Städel
Erwin Wurm: One Minute Sculptures, 1997, c-print, 45 x 30 cm, Courtesy: Centre Georges Pompidou, Paris; FRAC Limousin, Limoges, © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Interessant ist der damit einhergehende Rollentausch: Der Ausstellungsbesucher, der für gewöhnlich starr vor dem Kunstwerk stehen bleibt, wird plötzlich selbst zum Objekt ästhetischer Erfahrung. Der Besucher durchlebt einen Wandel vom passiven Betrachter zum Betrachteten – und das nicht selten in Posen, in denen man lieber nicht gesehen werden will.

Was ist eine Skulptur?

Kann ich mit dem Begriff des Skulpturalen den Alltag und unsere Zeit bearbeiten und eine neue Perspektive oder neue Interpretationsmöglichkeit gewinnen? (Erwin Wurm, 2010)

Wurms One Minute Sculptures beinhalten immer ein spielerisch-humorvolles Element, sie entstehen aber nicht nur um ihres Witzes willen. Vielmehr ist die Hinterfragung des traditionellen Skulpturenbegriffs ein zentrales Leitthema in der Arbeit von Erwin Wurm, den er seit mehr als zwei Jahrzehnten aus verschiedenen Blickwinkeln hinterfragt. Von seinen frühen minimalistischen Kleiderskulpturen (seit den späten 1980ern) über die immateriell-ephemeren One Minute Sculptures bis hin zu den grotesk verzerrten oder aufgedunsenen Objekten wie Fat Car (2000/2001) oder Fat House (2003) arbeitet Wurm sich konsequent an der Erweiterung unserer Vorstellung davon ab, was eine Skulptur sein kann, wenn sie nicht mehr aus Bronze gegossen oder aus Marmor gemeißelt wird.

Erwin Wurm One Minute Sculptures Staedel
Erwin Wurm: One Minute Sculptures, 1997, c-print, 45 x 30 cm, Courtesy: Centre Georges Pompidou, Paris; FRAC Limousin, Limoges, © Studio Wurm / VG Bild-Kunst, Bonn 2014

Tweetup im Museum #erwinwurm #staedel

Heute stehen auch die Kultureinrichtungen vor der Aufgabe, die neuen Medien und Kommunikationsmittel zu nutzen, um dauerhaft Zielgruppen zu binden und neue Nutzer zu gewinnen. Das Städel Museum kann in der Nutzung der sozialen Netzwerke als Vorbild gesehen werden. Mit über 19.000 Facebook-Fans und mehr als 8.000 Twitter-Followern belegt das @staedelmuseum Platz 12 im Social-Media-Ranking auf Pluragraph.de in der Kategorie Museen (Stand 06.05.2014).

Erwin Wurm Städel Tweetup

Auch die Ausstellung „One Minute Sculptures“ von Erwin Wurm wird in den sozialen Medien mit den Hashtags #erwinwurm und #staedel kommuniziert. Am 10. Mai 2014 führt Städel-Kuratorin Franziska Leuthäußer Twitter-User exklusiv durch die Ausstellung, um auf dem Mikroblogging-Dienst gemeinsam über die Veranstaltung zu berichten. Im Rahmen dieses „Tweetups“ teilen die Besucher ihre Eindrücke und Erfahrungen mit ihren Followern. Der Austausch findet sowohl vor Ort im Museum mit den anderen Teilnehmern statt, zeitgleich aber auch mit anderen Twitterern, die von außen das Geschehen verfolgen und sich mit Fragen oder Kommentaren einbringen können. So ein Tweetup sorgt für eine enorme Reichweite in den sozialen Medien und etabliert sich langsam als Instrument der Kulturkommunikation auch in Deutschland.

Im Dezember 2013 ist die Publikation All You Tweet is Love. Tweetups in Kultureinrichtungen erschienen, die eine erste Bestandsaufnahme für das Phänomen Tweetup bietet. Mehr zum Thema Social-Media in Museen gibt es außerdem auf unserer Informationsseite.

Erwin Wurm: One Minute Sculptures
Ausstellungsdauer: 7. Mai bis 13. Juli 2014
Ort: Städel Museum, Schaumainkai 63, 60596 Frankfurt am Main
Öffnungszeiten: Di, Mi, Sa und So 10.00–18.00 Uhr, Do und Fr 10.00–21.00 Uhr
Sonderöffnungszeiten: Mo, 9. Juni, 10.00–18.00 Uhr
Information: www.staedelmuseum.de, info@staedelmuseum.de
Telefon: +49(0)69-605098-0, Fax: +49(0)69-605098-111

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