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Oskar Kokoschka im Kunstmuseum Wolfsburg

Oskar Kokoschka im Kunstmuseum Wolfsburg
Blick in die Ausstellung Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell Doppelporträt von Carl Georg Heise und Hans Mardersteig, 1919, Öl auf Leinwand, 100,8 x 72,3 cm (Heise) & 100,7 x 71,8 cm (Mardersteig), Museum Boijmans Van Beuningen, Rotterdam © Fondation Oskar Kokoschka / VG Bild-Kunst, Bonn 2014, Foto: Marek Kruszewski

Das Kunstmuseum Wolfsburg wird 20 Jahre alt. Diesem Jubiläum ist die Ausstellung „Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell“ gewidmet, die vornehmlich dessen Porträtwerk vorstellt. Der rote Faden dieser Ausstellung ist die Person Kokoschkas selbst, der zu den Protagonisten der Wiener Moderne gehörte. In den Bildern begegnen wir den Personen, die er kannte, seinem Blick auf den Menschen und die Gesellschaft. Mit seiner expressiven Malerei und Dramatik der Pinselführung prägte Kokoschka einen Stil, der sehr zeitgenössisch anmutet. 55 Gemälde, 138 Papierarbeiten und zahlreiche Dokumente vermitteln, wie er sein künstlerisches Talent anhand der Porträtmalerei entfaltete.

Ausgangspunkt der Ausstellung ist Kokoschkas Zeit an der Kunstgewerbeschule in Wien (1905−1908), sein Wirken für die Wiener Werkstätte und die Werke für die Kunstschau 1908, die bis heute als bahnbrechendes Ereignis der Wiener Moderne gilt. Durch Wien wehte der Geist des Aufbruchs und der Avantgarde, beeinflusst durch Persönlichkeiten wie Gustav Klimt, Sigmund Freud, Gustav Mahler und Arthur Schnitzler.

Es folgten Kokoschkas frühe Bildnisse, die in Wien meist durch die Vermittlung von Adolf Loos’ zwischen 1909 und 1914 entstanden sind, darunter von Freunden wie dem Publizisten und Satiriker Karl Kraus und dem Schauspieler Karl Etlinger. In seinen expressiven, am Menschen und seiner Umgebung orientierten Bildfindungen dieser Jahre lehnte er sich gegen den vorherrschenden Historismus und den vom Ornament geprägten Jugendstil auf. Durch die Vermittlung von Loos fanden bereits Kokoschkas frühen expressiven Porträtgemälde guten Absatz und vor allem deutsche Museen beschlossen Werke zu erwerben.

Die Berliner Jahre 1910 bis 1916

Die Berliner Jahre, in denen Kokoschka immer wieder Reisen nach Wien unternahm, waren durch die Zusammenarbeit mit Herwarth Walden und seiner Zeitschrift „Der Sturm“ (digitalisierte Ausgaben) geprägt. Sie gehörte zu den großen avantgardistischen Zeitschriften, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet wurden und einen wichtigen Beitrag zur Durchsetzung der modernen Kunst in Deutschland leisteten.

Als Kokoschka 1910 nach Berlin ging, lernte er Franz Marc kennen und traf sich mit Schriftstellern wie Else Lasker-Schüler, Rudolf Blümner, Peter Baum, Richard Dehmel und Alfred Kerr, deren Bildnisse sich in der Wolfsburger Ausstellung wiederfinden. Im Jahr 1911 stellte Paul Cassirer zum ersten Mal Kokoschkas Werke aus. Der Sammler Karl Ernst Osthaus holte die Ausstellung in sein privates Folkwang Museum nach Hagen.

Seine turbulente Beziehung zu Alma Mahler, der Witwe des Komponisten Gustav Mahler, in den Jahren 1912 bis 1914 inspirierte ihn zu zahlreichen Gemälden, Drucken und Zeichnungen sowie zu ersten Arbeiten zum Thema Musik. Kokoschkas Malerei wandelte sich. Er arbeitete mit breiteren Pinselstrichen und pastos aufgetragenen Farben. Als Alma Mahler das gemeinsame Kind abtreiben ließ und sich die beiden daraufhin trennten, stürzte dies Kokoschka in eine tiefe Krise. Er meldete sich freiwillig zum Kriegsdienst und zog in den Ersten Weltkrieg.

Dresdner Jahre von 1916 bis 1923

Nach schwerer Verwundung und Genesung nahm er von 1916 bis 1923 eine Professur an der Kunstakademie in Dresden an. In dieser Zeit (er-)fand sich Kokoschka künstlerisch und persönlich neu. Um über die Trennung hinwegzukommen, ließ er sich 1918 von der Münchener Puppenmacherin Hermine Moos eine lebensgroße Puppe nach dem Vorbild Alma Mahlers anfertigen. Dieses kuriose Objekt diente ihm als Motiv für eine Reihe von Bildnissen.

Die größte Veränderung nach der erzwungenen Malpause in den Kriegsjahren betraf den Übergang von einer Malerei, die vornehmlich auf der Zeichnung basierte und in der oft noch die Linie dominierte, hin zu einer Malweise, in der die Form von der Farbe ausgehend aufgebaut wurde.

Kokoschka im Exil

Kokoschka verließ Dresden 1923, um durch Europa und Nordafrika zu reisen. Nach diesen ausgedehnten Reisen, auf denen er zahlreiche Tierbildnisse malte, kehrte er 1931 nach Wien zurück, pendelte aber zwischen Paris und Wien, bis er 1934 Österreich wegen der politischen Umstände verließ und nach Prag flüchtete, wo er seine spätere Frau Olda kennenlernte. Hier und in den Jahren des Exils in London entstanden die meisten der allegorischen Frauenbildnisse sowie zahlreiche politische Arbeiten.

Über 400 Werke Kokoschkas wurden in deutschen Museen von den Nationalsozialisten konfisziert und teilweise zerstört. Kokoschka, dessen Werke in der Münchner Ausstellung Entartete Kunst angeprangert waren, wurde als „Entartetster unter den Entarteten“ diffamiert und galt als „Kunstfeind Nr. 1“. 1953 übersiedelte Kokoschka mit seiner Frau Olda, die er 1941 in London geheiratet hatte, nach Villeneuve in die Schweiz. Kokoschka starb 1980 in Montreux. Nach seinem Tod wurde der bedeutende Oskar-Kokoschka-Preis ins Leben gerufen.

Mit dieser Ausstellung will das Kunstmuseum Wolfsburg zugleich eine Brücke zur Eröffnung des Hauses im Jahr 1994 schlagen. Damals zeigte das Museum eine Überblicksschau zum Werk des französischen Künstlers Fernand Léger. Von da an standen immer wieder Künstler der Klassischen Moderne im Fokus: Heinrich Nordhoff, der frühere Vorstandsvorsitzende von Volkswagen, initiierte in den Jahren 1952 bis 1967 viel beachtete Ausstellungen zu Franz Marc, Lovis Corinth oder Vincent van Gogh.

Der Katalog zur Ausstellung


Markus Brüderlin (Hrsg):

Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell

Im Zentrum des Bandes steht Oskar Kokoschkas Sicht auf Mensch und Tier. Rund 50 Gemälde und 100 Papierarbeiten zeigen seinen scharfsinnigen Blick auf die menschliche Existenz, die er in seinen Porträts ebenso ergründete wie in seinen menschliche Grunderfahrungen vermittelnden Tierdarstellungen.
 
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Oskar Kokoschka. Humanist und Rebell
Kunstmuseum Wolfsburg
26.04.2014 bis 17.08.2014
www.kunstmuseum-wolfsburg.de

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