Home Blog News Was bewegt die Kunstwelt #2 (28.03.-11.04.14)

Was bewegt die Kunstwelt #2 (28.03.-11.04.14)

Deutsche Digitale Bibliothek startet Vollversion
Foto: Rainaldo Paganelli

Deutsche Digitale Bibliothek startet Vollversion

Die Deutsche Digitale Bibliothek (DDB) hat am 31.03.2014 das Beta-Stadium verlassen. Das Portal schafft über das Internet freien Zugang zum kulturellen und wissenschaftlichen Erbe Deutschlands, indem sie die digitalen Angebote deutscher Museen, Bibliotheken, Archive, Denkmalpflegeeinrichtungen, Mediatheken und Forschungsinstitutionen vernetzt und kostenfrei online zugänglich macht. Millionen von Büchern, Archivalien, Bildern, Skulpturen, Musikstücken und anderen Tondokumenten, Filmen und Noten sind so über ein zentrales Portal auffindbar. Die DBB ist der Beitrag Deutschlands zur europäischen digitalen Plattform Europeana. Diese versammelt seit 2008 digitalisierte Kulturgüter aus allen EU-Mitgliedsstaaten und will damit ein europäisches kulturelles Gedächtnis schaffen. Lesen Sie dazu einen Beitrag bei heise.de.

Wichtige Einigung im Fall Gurlitt

Der Kunstsammler Cornelius Gurlitt unterzeichnete eine Verfahrensvereinbarung, die als Lösung im „Fall Gurlitt“ gilt. Die Staatsanwaltschaft Augsburg hat die Beschlagnahme der Werke aufgehoben und will sie an Gurlitt zurückgeben. Dieser erklärte sich bereit, alle unter Raubkunstverdacht stehenden Bilder auf ihre Herkunft untersuchen zu lassen. Eine Taskforce hat nun ein Jahr Zeit für die Provenienzrecherche. Werke bei denen die Provenienz nach dieser Frist nicht geklärt wurde, werden an Gurlitt herausgegeben – wie die Zeit berichtet. Lesen Sie dazu auch einen Kommentar bei Spiegel.de.

Ai Weiwei Ausstellung im Martin-Gropius-Bau Berlin

Die weltweit größte Einzelausstellung des chinesischen Künstlers Ai Weiwei präsentiert in 18 Räumen und im spektakulären Lichthof Werke und Installationen, die eigens für den Martin-Gropius-Bau entstanden oder noch nie in Deutschland gezeigt wurden. „Evidence“ nennt er seine Ausstellung, nach jenem Wort, welches uns aus amerikanischen Krimiserien bekannt ist: der Beweis, möglichst gerichtsfest. Es ist eine politische Ausstellung, die Ai Weiwei für Berlin von Peking aus plante und koordinierte.

Hanno Rauterberg schreibt in der Zeit über die Ausstellung. Er betont die politische Aufladung seiner neuen Werke, die immer mehr sein persönliches Leiden in den Vordergrund rücken und ausschließlich auf das westliche Publikum abzielen. Seine Kunst sei weniger Kampfmittel sondern vielmehr Klischeeverstärker. Kritische Töne sind vermehrt zu hören, so zum Beispiel von der Welt. Cornelius Tittel kritisiert Ai Weiwei, der sich als Märtyrer darstelle und mit seiner Ausstellung selbst entzaubere. Die Ausstellung zeige, dass Ai Weiwei ein Künstler mit überschaubaren Fähigkeiten sei. Sammler oder Museumsdirektorer würden sich gerne mit Werken des chinesischen Künstlers schmücken, um eine aufgeklärt-kritische Haltung gegenüber den dortigen Machthabern zu demonstrieren. Die FAZ verweist darauf, dass es noch andere chinesische Künstler außer Ai Weiwei gibt und rügt damit indirekt die starke Konzentration auf einen Künstler. In dem Artikel geht Niklas Maak auf die Gegenwartskunst in China ein.

Österreich kauft Sammlung Essl nicht

Der österreichische Unternehmer Karlheinz Essl senior hat seine Sammlung mit etwa 7000 Werken zeitgenössischer Kunst der Republik Österreich zum Kauf angeboten, um die Insolvenz seiner Baumarktkette bauMax zu verhindern. Nach einem gemeinsamen Gespräch machte die Republik deutlich, dass sie die Sammlung nicht ankaufen werde. Daraufhin zog Essl sein Angebot zurück. Die Gläubigerbanken versicherten, an einer positiven Lösung mitarbeiten zu wollen. Somit scheint die Zukunft des Museum Essl vorerst gesichert zu sein, wie derStandart berichtet. Einen kritischen Kommentar zur Ablehnung des Kaufes kann man beim art Magazin nachlesen.

Erste Folgen der Krimkriese für die Kunstwelt

Die Krimkriese zeigt erste Auswirkungen auf die Kunstwelt. Die FAZ berichtet, dass die jahrelangen Verhandlungen des Aachener Suermondt-Ludwig-Museum mit dem Kunstmuseum Sinferopol ins Stocken geraten sind und die weitere Handhabung völlig unklar ist. Hintergrund ist die Rückgabe von Bildern, die sowjetische Truppen im Zweiten Weltkrieg erbeuteten. Geplant war die Rückführung von fünf der 76 Bilder, die für Aachen eine besonders große emotionale Bedeutung haben. Im Gegenzug wollte das Aachener Museum der Krim Bilder als Geschenk überlassen.

Unklar ist auch was mit Kunstwerken der Region passiert, die zurzeit in Ausstellungen im westlichen Ausland gezeigt werden. Wie die Neue Züricher Zeitung berichtet, fordert die neue Regierung in Kiew, dass die Stücke nicht in die russisch gewordene Krim zurückgeschickt werden, da sie der Ukraine gehören.

Auch die Vorbereitungen zur 10. Manifesta in St. Petersburg werden durch die Krimkriese getrübt. Das art Magazin berichtet, dass der Kurator Kaspar König den Missbrauch der Wanderbiennale durch die politischen Akteure für eine selbstgerechte Eigendarstellung befürchtet. Es gab bereits erste Boykottaufrufe von russischen und ausländischen Künstlern und Forderungen, die Manifesta in St. Petersburg generell in Frage zu stellen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die nominierten Manifesta-Künstler zur Krimkrise verhalten werden.

100-Tage-Bilanz von Kulturstaatsministerin Monika Grütters

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien zieht nach 100 Tagen im Amt eine Zwischenbilanz. In einem Interview mit dem Spiegel und rbb betont Grütters die kulturelle Bedeutung Berlins. Zurzeit fließen 40 Prozent ihres 1,3 Milliarden Euro Etats in die Hauptstadt. Dort befänden sich viele Kulturinstitutionen von nationaler Bedeutung. Sie setzt sich für einen Neubau für die Kunst des 20. Jahrhunderts am Kulturforum ein, die momentan viel zu wenig Platz habe. Gerade einmal 20 Prozent des Bestandes könne ausgestellt werden.

Die Aufarbeitung und der Umgang mit Raubkunst ist ein weiteres wichtiges Anliegen Grütters. Als Folge des Fall Gurlitts will sie den Etat der Arbeitsstelle für Provenienzforschung auf vier Millionen Euro verdoppeln. Museen und vor allem auch Privatsammler sollen ermutigt werden, die Herkunft ihrer Bilder prüfen zu lassen. Die Forscher sollen auch durch die Gründung eines „Deutschen Zentrums Kulturgutverluste“ unterstützt werden.

Aktuelle Ausstellungen

Quadriennale Düsseldorf: Über das Morgen hinaus

Quadriennale 2014 in Düsseldorf
Quadriennale Düsseldorf 2014 Anzeigenmotiv

Nach 2006 und 2010 findet vom 5. April bis 10. August 2014 die dritte Quadriennale Düsseldorf statt. Mit der diesjährigen Ausgabe des Kunstfestivals setzt die Landeshauptstadt ihre Tradition als bedeutende Kunstmetropole fort. Unter dem Titel „Über das Morgen hinaus“ laden 13 Institutionen – Kunstmuseen, Ausstellungshäuser und die Kunstakademie – zu einem einzigartigen Kunstparcours ein. In mitreißenden Ausstellungen, einem abwechslungsreichen Programm sowie zahlreichen Aktionen im Stadtraum wie auch im Internet erleben die Besucher, wie Künstler verschiedener Epochen die Zukunft sahen und sehen.
www.quadriennale-duesseldorf.de

Hans Richter: Begegnungen – „Von Dada bis heute“

Berlin, Martin-Gropius-Bau, 27.03.-30.06.2014
Hans Richters (1888-1976) Lebenswerk umspannt fast 70 Jahre. In Berlin geboren, ist er einer der bedeutendsten Protagonisten der Moderne. Berlin, Paris, München, Zürich, Moskau und New York sind Stationen seines Lebens. Er ist Maler und Zeichner, Dadaist und Konstruktivist, Filmemacher und Theoretiker und auch ein großer Lehrer. Das Los Angeles County Museum of Art hat die Ausstellung mit dem Martin-Gropius-Bau und dem Centre Pompidou Metz entwickelt. Timothy Benson hat sie kuratiert. Gezeigt wird, wie Richter seine die Disziplinen übergreifende Arbeitsweise verstanden hat und welchen Effekt sein Werk auf die Kunst des 20. Jahrhunderts hatte.
www.berlinerfestspiele.de

Pierre Huyghe

Köln, Museum Ludwig, 11.04.-13.07.2014
Wer auf der letzte Documenta war, wird sich an Pierre Huyghe erinnern – oder vielmehr an den Hund mit dem rosa Bein und die Frauenskulptur mit einem Kopf aus lebenden Bienen. Das Museum Ludwig widmet ihm jetzt die er­ste große Ausstel­lung zu seinem bish­eri­gen Werk im deutsch­sprachi­gen Raum. Über 60 Ar­beit­en ver­schie­den­ster Me­di­en wurden zusam­men­gebracht, darunter lebende We­sen, Ob­jekte, In­s­tal­la­tio­nen, Fo­to­gra­fien, Filme, Zeich­nun­gen und Musik.
www.museum-ludwig.de

Marsden Hartley: Die deutschen Bilder 1913-1915

Berlin, Neue Nationalgalerie, 05.04.-29.06.2014
Der amerikanische Maler Marsden Hartley (1877-1943) lebte 1913-15 in Europa. Neben Paris und München war es vor allem Berlin, wo er seine eindrücklichsten Werke malte. Hartley verkehrte im Kreis der Sturm-Galerie Herwarth Waldens und war dort 1913 am Ersten Internationalen Herbstsalon beteiligt. In Deutschland ist der Künstler vollkommen unbekannt und als furioser Maler der Moderne erst noch zu entdecken. Eine Ausstellung mit Schwerpunkt auf Hartleys Berliner Bildern ist ein Desiderat und eine Forschungsaufgabe. Erstmals sollen alle in Berlin entstandenen Gemälde lokalisiert, aufgenommen und im Katalog publiziert werden.
www.smb.museum

Vera Molnar: (Un)Ordnung. (Dés)Ordre

Ingolstadt, Museum für Konkrete Kunst, 30.03.-29.06.2014
Zu Ehren ihres 90. Geburtstags richtet die Stiftung für Konkrete Kunst und Design der ungarischen Künstlerin Vera Molnar eine umfangreiche Retrospektive aus.  Als eine große Pionierin der digitalen Kunst setzte sie bereits in den 1960er Jahren die ersten Großrechner als zentrales Hilfsmittel für ihre Kunst ein. Ihre Handzeichnungen zu elementaren Formen wie dem Quadrat übersetzt sie in Programmierungen, die den Zufall als zentrales Gestaltungsprinzip berücksichtigen. So entwickelt sie Serien, in denen die strenge Regelmäßigkeit durch zufällige Störungen variiert wird. In der Ausstellung wird der Bogen von ihren frühesten, erstmals ausgestellten Zeichnungen aus den 1940er Jahren bis zur ihren jüngsten Arbeiten gespannt.
www.mkk-ingolstadt.de

Aktuelle Ausstellungstermine und -tipps für Ihre Umgebung finden Sie hier.

Neue Publikationen


Moderne Kunst. Die 50 wichtigsten Stilrichtungen

„Moderne Kunst“ ordnet die 50 wichtigsten Kunstrichtungen von der Mitte des 19. bis ins 21. Jahrhundert, vom Realismus Gustave Courbets bis zur Neuen Leipziger Schule mit Protagonisten wie Neo Rauch, chronologisch ein. Alle Stile und Strömungen werden in anschaulichen Texten vorgestellt, die die großen Bögen von den Kunstrichtungen der Vergangenheit bis in die Gegenwart aufzeigen.
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Bild / Sprachen. Kunst und visuelle Kultur in der italienischen Renaissance

Anlässlich seines 60. Geburtstags werden in diesem Buch fünf der wichtigsten Texte Alessandro Novas erstmals in deutscher Übersetzung einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Er ist einer der profiliertesten Kunsthistoriker und Italienforscher unserer Zeit. Nova gelingt es, den Blick auf mitunter kleinste Details in den bedeutenden Werken der italienischen Renaissancekunst zu lenken und deren nicht selten verblüffende große kulturhistorische Zusammenhänge sichtbar zu machen.
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Einführung in das Studium der Kunstgeschichte

Susanna Partsch bietet mit dieser Einführung eine übersichtliche Darstellung des Fachs, die alle wichtigen Aspekte abdeckt, Einsteiger jedoch nicht mit Einzelheiten überfordert. Geboten wird auch eine Orientierung für die berufliche Zukunft: Inwiefern sollte man sich spezialisieren? Welche Tätigkeitsfelder kann ein Student der Kunstgeschichte in Betracht ziehen?
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